Treasure in a Box von Pius Hagenauer – Emotionaler Rekurs auf die Familiengeschichte © Pius Hagenauer
Der Kleinwald kann wesentlich zur Erreichung forstpolitischer Ziele, wie der Klimaregulation durch Wald, der Bereitstellung von erneuerbaren Rohstoffen für die Bioökonomie und anderer Ökosystemleistungen, beitragen.
Waldferne Waldbesitzer
Allerdings nimmt eine größer werdende Gruppe, die unter Begriffen wie „neue oder waldferne Waldbesitzer“ zusammengefasst wird, am forstlichen Diskurs nicht teil. Die Einstellung dieser Gruppe zum Wald ist nicht homogen. Bei geringen Flächengrößen spielt das Einkommen aus dem Wald keine Rolle. Die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Waldpflege wird oft nicht erkannt. Anders gelagerte Lebensinteressen, die Nichtinanspruchnahme von forstfachlicher Beratung, der Mangel an technischer Ausrüstung und die fehlende Kenntnis zu deren Bedienung führen dazu, dass die Waldpflege auf unbestimmte Zeit verschoben oder überhaupt nicht in Betracht gezogen wird. Es ist fordernd, wenn Waldpflege-Maßnahmen im Krisenfall akut erforderlich sind, etwa wenn Einzelbäume absterben oder flächige Schäden auftreten. Von Forstfachleuten wurden bereits viele Formate entwickelt, mit denen waldferne Kleinwaldbesitzer angesprochen werden sollen. Das Spektrum reicht von Beratungsgesprächen über Informationsbroschüren und Internet-Ressourcen bis hin zu lokalen Veranstaltungen. Alle Formate haben ihre Berechtigung.
Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat in einer Zusammenarbeit mit Professor Wolfgang Neipl (Universität für Angewandte Kunst in Wien) und seinen Studenten mehrere Kurzfilme entwickelt. Das Konzept war, in einem Film von 30 Sekunden Dauer eine emotional ansprechende Geschichte über die Notwendigkeit der aktiven Bewirtschaftung des Waldes zu erzählen und am Ende des Filmes auf www.klimafitterwald.at als Landingpage zu verweisen. Diese Website wurde vom BFW und von seinen Partnern im Rahmen eines Projektes der Ländlichen Entwicklung LE 14-20 erstellt. Dort finden Waldbesitzer detaillierte Informationen zum Thema klimafitte Waldbewirtschaftung, die für forstliche Laien verständlich aufbereitet wurden.
Ticking tree von Luise Lutz – Langsame Abnahme der Vitalität des Waldes, schnelle Abhilfe © Luise Lutz
Emotionaler Bezug
Die Studierenden nahmen an der Lehrveranstaltung Beyond the city limits (deutsch: über die Stadtgrenzen hinaus) teil. Zum Auftakt wurde in einem etwa einstündigen interaktiven Referat erläutert, warum aus forstlicher Sicht Kleinwälder kontinuierlich gepflegt werden sollten und welche Leistungen sie kollektiv für die Gesellschaft erbringen. Es war interessant zu beobachten, dass es vielen Kunststudenten, die man überwiegend nicht mit dem Wald in Zusammenhang bringen würde, gelang, einen emotionalen Bezug zum Wald herzustellen – etwa über die Familie („Der Opa hat gerne im Wald gearbeitet …“) oder über die Rolle des Waldes im Klimawandel. Für die Studierenden wurde ein Wettbewerb ausgelobt. Die Vorgaben waren, dass die Filme 30 Sekunden dauern dürfen und ohne gesprochene Worte auskommen. Bilder und Ton vermitteln die Geschichte. Innerhalb weniger Wochen wurden bebilderte Konzepte (story boards) für die Filme erstellt. Eine international besetzte Jury aus Forstleuten und Kunstfilmern wählte die besten aus, die dann bis zum Ende des Semesters als Filme produziert und dem Publikum in einem Kino vorgeführt wurden. Die besten darunter wurden mit einem bescheidenen Geldpreis prämiert.
Gespräche anregen
Auf der Webseite www.klimafitterwald.at/engaging stehen die sieben Kurzfilme bereit. Sie können als MP4-Datei heruntergeladen werden, indem mit der rechten Maustaste in das Feld des Filmes geklickt wird und die Option „Video speichern unter …“ gewählt wird. Die Filme können im Zuge von Veranstaltungen mit der Zielgruppe der Kleinwaldbesitzer vorgeführt werden. Wenn sichergestellt ist, dass am Veranstaltungsort ein Zugang zum Internet verfügbar ist, kann auch einfach der Link in eine Präsentation kopiert werden. Erfahrungsgemäß entwickelt sich nach der Vorführung der Filme eine Diskussion über die Bedeutung und Verständlichkeit der dargestellten Inhalte. An diese Themen kann in der Folge eine forstfachliche Diskussion geknüpft werden. Die praktische Bedeutung der Filme aus forstlicher Sicht ist, dass mit dem Medium Kurzfilm den Sehern das Thema der Waldpflege nahegebracht wird. Idealerweise werden dadurch Waldbesitzer, die auf bestehende Informations-Angebote nicht reagiert haben, für das Thema sensibilisiert und in der Folge auf die reiche Information der Internetseite www.klimafitterwald.at hingeführt.
Die Filme dürfen ohne Veränderungen unbegrenzt weitergegeben werden. Unverändert bedeutet in diesem Zusammenhang auch, dass der Film, der Nachspann mit Erwähnung der Landingpage und der Hinweis auf die Fördergeber als Einheit zu betrachten sind.
Link zu den Kurzfilmen: www.klimafitterwald.at/engaging
