Auf bewegte, ja stürmische Zeiten hin deutete das Motto „Eine Branche in Bewegung - Wachstum, Wandel, Turbulenzen” des forstlichen Unternehmertages am 2. April auf dem Gelände der TU München in Freising hin, brachte Univ.-Prof. Dr. Walter Warkotsch, Leiter des Lehrstuhls für Forstliche Arbeitswissenschaft bei der Begrüßung der 300 Branchenvertreter zum Ausdruck. „Wir führen ein aufregendes Leben”, meinte er mit Hinweis auf zahlreiche und zunehmende Turbulenzen wie Überschwemmungen, Waldbrände und vor allem Windwürfe.
Gewinnmaximierung auf Kosten des Waldes
Unruhige Zeiten insbesondere für seinen Berufsstand sah Jürgen von der Goltz, Einsatzleiter beim Forstservice Stefan Mayr. In seinem Vortrag über seine Erfahrungen als Forstunternehmen bei der Windwurfaufarbeitung im Forstbetrieb Berchtesgaden, Bayerische Staatsforsten (BaySF), beklagte er den Auftragsrückgang an regionale Stammunternehmer. Ferner prangerte er den hohen Preisdruck vor allem durch Kleinunternehmer bäuerlicher Struktur an.Dies geschehe zum Zwecke der Gewinnmaximierung auf Kosten des heimischen Waldes. „Es gibt Betriebe, die weder Fixkostenbelastungen noch Abschreibungen zu kalkulieren scheinen. Nur so ist es möglich, dass Unternehmen für unter 10 €/fm fahren”, berichtete von der Goltz von einem Verdrängungswettbewerb, in dem zuverlässige heimische Stammunternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Zunehmend diktierten unqualifizierte Forstunternehmer die Preise für mechanisierte Holzernte - ganz zur Freude der öffentlichen Forstverwaltungen.
„Rumänische oder belgische Unternehmen handelten in Nordrhein-Westfalen bei der Sturmholzaufarbeitung nach Kyrill nach dem Prinzipnach uns die Sintflut. Unsere Wälder werden zur Spielwiese für Hinz und Kunz degradiert.” Dabei kritisierte von der Goltz auch die Holzernte-Qualitätsstandards der BaySF, die von Bruno Starke, BaySF, vorgestellt wurden.
Qualitätsstandards für Holzernte
Demnach streben die BaySF an, den Einsatz PEFC-zertifizierter Forstunternehmen zu erhöhen, die demnach die Vorgaben von PEFC Deutschland zu beachten haben. Dabei geht es um Standards bezüglich Arbeitssicherheit sowie Bestands- und Bodenschonung zum Beispiel durch Einsatz von Niederdruck-Breitreifen oder biologisch schnell abbaubaren Hydraulikflüssigkeiten.Von der Goltz entgegnete darauf, dass die Forstunternehmer gezwungen seien, zu investieren, um diese Anforderungen zu erfüllen. Andererseits sollten sie aber gleichzeitig bei Ausschreibungen möglichst billig Angebote abgeben. Weiters bemängelte er, dass die vorgegebenen Standards bisher nicht in der Praxis überprüft würden. Bezeichnend sei, dass der Einschlag des Unternehmens im Privat- und Kommunalwald stetig zunehme, dagegen im Staatswald rückläufig sei.
Windwurf, wo sonst keiner hinkommt
Trotz Kritik hob von der Goltz aber hervor, bei einem spektakulären Projekt der Windwurfaufarbeitung erfolgreich mit dem Forstbetrieb Berchtesgaden, BaySF, zusammengearbeitet zu haben. Nachdem Kyrill dort im Jänner 2007 eine Schadholzmenge von 215.000 fm hinterlassen hatte, kam es zur größten Hubschrauberbringung Europas.„Das Problem war, dass 60 % der Schäden im unerschlossenen Schutzwald im größtenteils steilen Gelände entstanden”, erklärte Dr. Daniel Müller, Leiter des Forstbetriebes. Weitere Brisanz brachte eine im Schadgebiet am Fuße der Weißwand - eines steilen Hanges - gelegene Bundesstraße, um „deren Öffnung es einen Wettlauf gab”. Insgesamt waren drei Helikopter über 47 Flugtage im Einsatz. Forstservice Stefan Mayr war mit Forstarbeitern, Radharvester und Forwarder vor Ort. Dabei hatte man sich nach Kyrill entschieden, lieber für einen Stammkunden zu arbeiten, als nach Nordrhein-Westfalen zu fahren.
„Eigentlich haben wir in Berchtesgaden Geld liegen lassen. Schließlich hätten wir in Nordrhein-Westfalen 350 bis 400 fm am Tag aufarbeiten können, in Berchtesgaden war es die Hälfte”, so von der Goltz. Die Unterstützung durch den Forstbetrieb Berchtesgaden sei beispielhaft gewesen. Vertragsabwicklung und Auftragsvergabe seien zügig und unkompliziert über die Bühne gegangen zu fairen und systemgerechten Konditionen. Eine kleine Katastrophe sei aber die Wartezeit auf das Werkmaß von teilweise bis zu sechs Monaten für die Abrechnung gewesen.