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Die Europäische Hopfenbuche ist Österreichs Baum des Jahres 2019. © Progarten, Adobe Stock

Baum des Jahres

Die Hopfenbuche

Ein Artikel von Dr. Sylvia Steinbauer, Abteilung Kommunikation des Umweltdachverbandes (sylvia.steinbauer@umweltdachverband.at) | 07.03.2019 - 13:00

„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte; süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land“, reimte einst der deutsche Lyriker Eduard Mörike. Am 21. März beginnt jedoch nicht nur der Lenz, sondern es wird auch der internationale Tag des Waldes gefeiert. Das Kuratorium Wald und das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus rücken anlässlich dieses Datums heuer einen – weniger bekannten – „Baum des Jahres“ ins Rampenlicht: die Europäische Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia).

Weder Hopfen noch Buche
Der Name des Baumes ist Programm, wenn es um das Erscheinungsbild geht: Die Fruchtstände der Europäische Hopfenbuche, auch „Schwarzbuche“ genannt, ähneln denen des Echten Hopfens, mit dem sie allerdings nicht näher verwandt ist. Als sommergrüner Laubbaum wird sie im Laufe ihres Lebens 15 bis 20 m hoch und hat eine rundliche, breite und dichte Krone, kann aber auch als Großstrauch vorkommen. Was die Verwandtschaft betrifft, ist auch die Bezeichnung „Buche“ irreführend. Die Blätter erinnern zwar entfernt an jene der Rotbuche, die Hopfenbuche ist jedoch – wie auch die nahe verwandte Hainbuche – ein Birkengewächs. Diese Zugehörigkeit lässt sich vor allem am männlichen Blütenstand erkennen, welcher sich – wie bei Birke oder Hasel – als herabhängendes Kätzchen präsentiert, was ein typisches Merkmal der Birkengewächse ist. Im Sommer trägt die Hopfenbuche lebhaftes Grün zur Schau. Im Herbst nehmen die Blätter eine Gelbfärbung an und zeigen sich so in reizvollem Kontrast zu den männlichen braunen Kätzchen. Von August bis Oktober bildet die Hopfenbuche ihre hopfenähnlichen Früchte, die später bis zu sechs Zentimeter lange, hellbraune Zapfen bilden.

Mediterranes Flair
Die Hopfenbuche ist eine typische Vertreterin der submediterranen Laubmisch-, Karst- und Buschwälder. Ihr zentrales Verbreitungsgebiet umfasst weite Teile des Mittelmeergebiets und reicht bis in den Libanon. In Österreich ist der wärmeliebende Baum beinahe schon als Exot zu bezeichnen, ist er doch nur in den Südalpen, genauer gesagt, in den wärmegetönten Gebieten Kärntens und der Südsteiermark zu finden. Die Hopfenbuche ist zudem keine Einzelgängerin, sondern tritt lieber in Kombination mit anderen Baumarten auf – in Österreich in Hopfenbuchen-Buchenwäldern und in Hopfenbuchen-Mannaeschenwäldern. Beide Waldtypen sind nur sehr kleinräumig auf exponierten, von Fels durchsetzten, wärmebegünstigten Standorten zu finden. Im Lebensraum der Hopfenbuche fühlen sich außerdem viele seltene Tier- und Pflanzenarten, wie die Sandviper oder die Smaragdeidechse, wohl.

Pionierbaum mit harter Schale
Ostrya carpinifolia hat auch eine besondere Funktion als Pionierbaum. Durch ihre Fähigkeit, besonders stabil gegen Steinschlag sowie Überschüttung mit Schutt, Schotter und Erde zu sein, bietet sie anderen Bäumen oftmals guten Schutz. Typisch für alle Arten der Gattung Ostrya ist außerdem die Härte des Holzes. Das besonders harte und schwere Holz der Hopfenbuche lässt sich gut bohren, drechseln und bearbeiten. Früher wurde es häufig für Werkzeugstiele, Schuhanfertigungen, Möbelelemente oder Teile von Musikinstrumenten verwendet. 

Summa summarum ist die Hopfenbuche ein wahrer Tausendsassa, gilt sie doch auch als besonders klimafest und hitzeresistent. In mehreren bayrischen Städten wird sie bereits als Stadt- und Alleebaum der Zukunft gehandelt und testweise verwendet, da sie den klimawandelbedingt wärmeren und trockeneren Sommern besser standhalten kann. Ein Grund mehr, der Hopfenbuche als „Baum des Jahres“ 2019 besondere Aufmerksamkeit zu widmen.