Österreich

In Zahlen: Rungen-Lkw und Lager

Ein Artikel von Lorenz Kolbitsch | 01.08.2022 - 08:14
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Das Ergebnis zeigt, dass Ende 2020 exakt 1.189 Rungen-Lkw registriert waren. Nur 2019 war die Zahl der Registrierungen etwas höher, sonst kam es zu einem kontinuierlichen Wachstum in der Vergangenheit. Dieses Wachstum wurde allerdings durch die Covid-19-Pandemie gebremst. Die steigende Anzahl der Rundholz-Lkw kann mitunter durch das hohe Schadholzaufkommen der letzten Jahre erklärt werden.

Demgegenüber standen 2.500 Rungenanhänger. Diese Zahl setzt sich aus verschiedenen Anhängerklassen zusammen und beinhaltet sowohl Sattelanhänger, Deichselanhänger, Zentralachsanhänger als auch Rückewagen. Die Zahl der Rückewagen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, ebenfalls ist ein steigender Sattelschlepper-Anteil zu verzeichnen. Dies lässt einen gewissen Trend hin zu verstärkter Nutzung im Kleinwald vermuten. Der erhöhte Anteil von Sattelschleppern deutet auf einen verstärkten Einsatz von multimodalen Transportketten hin, also den Umschlag von Kran- auf Sattel-Lkw. Langholz-Lkw und -anhänger machen hingegen nur einen sehr geringen Anteil aus.

Die meisten Rungen-Lkw und -anhänger wurden in der Steiermark, gefolgt von Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich, registriert. Charakteristisch ist die meist kleine Betriebsgröße der Holzfrächter. Es gibt nur wenige große Akteure, der eine Vielzahl von Klein- und Kleinstunternehmen gegenübersteht. Die österreichischen Holzfrächter sind stark von familiären Strukturen geprägt. Häufig kommt es zur interfamiliären Betriebsnachfolge. Selten kommt es zu Konsolidierungen oder Betriebsübernahmen.

 

Gewichtsbeschränkungen 

In Österreich dürfen Lkw grundsätzlich 40 t zulässiges Gesamtgewicht nicht überschreiten; diese Beschränkung kann sich aber auf 44 t erhöhen, falls Start- und Zielpunkt des Holztransportes innerhalb von 100 km Luftlinie liegen und das Holz aus dem Wald transportiert wird. Holzfrachtunternehmen können bei starken Kalamitäten einen entsprechenden Antrag für eine Erhöhung auf 50 t bei der jeweiligen Landesregierung stellen. Diese kann die Ausnahmeregelung bewilligen, wenn es die aktuelle Situation erfordert und die Straßen eine Befahrung mit 50 t-Lkw zulassen.

Rungen-Lkw gibt es als Ausführung mit zwei Achsen sowie 2-Achs- und 3-Achs-Anhänger. Die häufigste Kombination ist, aufgrund der 44 t-Regelung, eine Kombination von 3-Achs-Lkw und 2-Achs-Anhänger (26 + 18 t). Technisch wäre eine Beladung von weitaus mehr Gewicht möglich, vor allem bei einer 6-achsigen Kombination aus Lkw und Anhänger.

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Der Modal Split – welches Holzsortiment mit welchem Verkehrsmittel transportiert wird – zur und von der österreichischen Sägeindustrie. © Lorenz Kolbitsch

Modal Split

Eine Erhebung, welches Holzsortiment von welchem Verkehrsmittel mit welchem Anteil transportiert wird, fehlte in Österreich bisher. Durch eine breit aufgestellte Befragung der Holzindustrie konnte der Modal Split im Rahmen einer Masterarbeit eruiert werden.

Der Modal Split wird einerseits für alle Ströme, die zur und von der Sägeindustrie fließen, dargestellt. Der Lkw hat im Antransport von Rohholz mit fast 80% den höchsten Anteil, der Bahnanteil ist mit 19% gering. Hingegen ist der Bahnanteil beim Abtransport von Schnittholz mit 23% höher. Der Strom der Sägenebenprodukte (SNP) zur Papierindustrie ist relativ ausgeglichen zwischen Bahn- und Lkw-Transport. Andererseits wurde erhoben, wie alle anderen Ströme außerhalb der Sägeindustrie sich zwischen den Transportmodi aufteilen. Der Bahnanteil ist beim Antransport von Rohholz und SNP vergleichsweise hoch. Hingegen spielt die Bahn beim Antransport für die Platten- und die thermische Industrie eine untergeordnete Rolle.

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Ströme außerhalb der Sägeindustrie: Der Bahnanteil ist beim Antransport von Rohholz und SNP vergleichsweise hoch, für die Platten- und die thermische Industrie spielt er hingegen eine untergeordnete Rolle. © Lorenz Kolbitsch

Holzlager

Holzlager kommen immer dann zum Einsatz, wenn kein zeitnaher Abtransport von Holz aus dem Wald oder keine Abnahme von der Industrie geschieht. Sie sind besonders relevant in Zeiten großer Kalamitäten, da dann große Mengen von Schadholz gelagert werden müssen. Holzlager dienen überdies als Puffer, falls sich durch Kalamitäten zu viel Holz im Umlauf befindet.

Dabei zählen Holzlager zu den letzten Mechanismen, die eingesetzt werden, um eine Entlastung beziehungsweise Stabilisierung herbeizuführen. Zuallererst versuchen die Akteure der Forstwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie, die schon bestehenden regionalen Lager zu füllen. Danach wird versucht, das Holz auch über weitere Strecken (etwa mit Sattelschleppern oder mit der Bahn) auf anderen Märkten abzusetzen. Erst wenn die regionalen Lager voll sind und sich ein Transport über weite Strecken nicht lohnt, werden neue Holzlager errichtet.

Es gibt verschiedene Arten der Holzlager, die beiden wichtigsten sind jedoch Trockenlager (Industrierundholz) und Nasslager (Sägerundholz). Trockenlager werden vor allem vonseiten der Papier- und Zellstoffindustrie eingesetzt, aber auch für die Lagerung von Holz für die energetische Nutzung. Nasslager, die teurer in der Errichtung und im Betrieb sind, werden überwiegend für die Sägeindustrie eingesetzt, da hier qualitativ hochwertigeres Holz verarbeitet wird.

Eine übersichtliche Darstellung, wie viele Holzlager es in Österreich gibt, wurde in der Vergangenheit, falls überhaupt, nur spärlich erstellt. Im Rahmen der Masterarbeit wurde sowohl auf Länderebene (Landwirtschaftskammern, Forstschutzvereine, Waldverbände, Waldgenossenschaften...) als auch auf nationaler Ebene (Österreichische Bundesforste, Bundesministerium...) sowie auf Ebene einzelner Forst- und Holzbetrieben zur aktuellen Situation befragt. Die Tabelle gibt eine Übersicht über die Anzahl und Kapazitäten der Nass- und Trockenlager mit Stand Mai 2021 wieder.

Restriktionen gibt es insofern, da diese Auflistung nur eine Momentaufnahme darstellt. Erstens können Holzlager, vor allem Trockenlager, schnell errichtet und wieder aufgelöst werden. Errichtung und Auflösung hängen stark von der jeweiligen Schadholzsituation ab. Zweitens gibt diese Auflistung nur einen Überblick über die Kapazität, die in den Lagern untergebracht werden kann; es kann keine Aussage getroffen werden, wie viel Mengen tatsächlich in den Lagern liegt. Dies ist ein dynamischer, sich stetig verändernder Wert. Gesamt gab es im Sommer 2021 also 39 Nasslager mit einer Kapazität von über 800.000 fm sowie 24 Trockenlager mit einer Kapazität von gut 240.000 fm.

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Anzahl und Kapazitäten von Nass- und Trockenlagern in Österreich, Stand Mai 2021 © Lorenz Kolbitsch

Lorenz Kolbitsch studierte im Bachelor Forstwirtschaft und im Master Holztechnologie und Management an der BOKU in Wien. Kürzlich legte er die hier als Zusammenfassung veröffentlichte Masterarbeit vor.