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Ein rund 260 ha großer Familienbetrieb im südlichen Niederösterreich hatte in der Vergangenheit einige Kalamitäten zu bewältigen, aber bis vor Kurzem kaum digitale Aufzeichnungen. © Anselm Heindl, M. F. Zanco / Pixabay

Waldinventur

Wirtschaftsplan mit QGIS und WZPx

Ein Artikel von Anselm Heindl, Florian Bernert, Martin Kugler | 02.11.2023 - 15:19

Ein rund 260 ha großer Familienbetrieb im südlichen Niederösterreich hatte bis vor Kurzem kaum digitale Aufzeichnungen. Das letzte Operat war 2013 von einem externen Unternehmen erstellt worden und lag in der klassischen analogen Form als Kartenausdruck und Wirtschaftsplan vor. Seither haben Windwürfe und Käferkalamitäten die Situation stark verändert. Der neue Wirtschaftsplan sollte digital sein und durch die Datenerstellung und -haltung im Betrieb eigenständig aktuell gehalten werden. 
Im Zuge einer Diplomarbeit an der HBLA für Forstwirtschaft Bruck an der Mur und des Auslaufens des alten Wirtschaftsplans wurde für den rund 190 ha großen Wirtschaftswald ein digitales Operat inklusive digitaler Karte erstellt. Mit der Digitalisierung sind in Zukunft eine bessere Planung und Kontrolle der sich ständig ändernden betrieblichen Voraussetzungen möglich. Mit dem im Rahmen einer Diplomarbeit erstellten Waldwirtschaftsplan erhält der Betrieb einen aktuellen, zukunftsfähigen, digitalen Waldwirtschaftsplan.

Erhebungen und Auswertungen
Für die Erhebungen wurden Winkelzählproben durchgeführt, die mit dem Programm Management Plan Forst der österreichischen Landwirtschaftskammer (LKÖ) ausgewertet wurden. Die Winkelzählproben wurden mithilfe eines Rasters zufällig verteilt. Die erhobenen Daten können bei einer Internetverbindung entweder direkt eingegeben oder später als Excel-Datei importiert werden.
Ein Vorteil des Programmes ist, dass einige Daten nicht mehr erfasst werden müssen, sondern über mathematische Modelle und definierte Regeln über das Softwaretool berechnet werden. Ein weiterer Vorteil sind die umfangreichen Auswertungen. Neben den klassischen Bestandeskennzahlen lassen sich zum Beispiel Sortimentsverteilungen berechnen, wodurch Nutzungen wesentlich besser kalkulierbar werden. Auch die CO2-Speicherung eines Baumes beziehungs-weise eines Bestandes, die für zukünftige Überlegungen und eventuell sogar Abgeltungen herangezogen wird, kann per Mausklick dargestellt werden. Natürlich wird der Hiebsatz für den gesamten Betrieb berechnet, aber die Auswertung einzelner Teilbetriebe oder Reviere ist ebenso möglich.

WMS, GPS, App UND Cloud
Die Forstkarte wurde in QGIS erstellt und gezeichnet. Dabei wurde mit der Erweiterung QGIS-Forst des Steiermärkischen Forstvereins gearbeitet und der Niederösterreich-Atlas als Kartengrundlage mithilfe eines WMS (Web Map Service)-Dienstes verwendet. Der Vorteil von WMS-Diensten ist, dass die Daten nicht mehr am PC gespeichert werden. Weiters wurde die Forstkarte mithilfe der App QField auf mobilen Endgeräten verfügbar gemacht. Die Forstkarte kann damit auf einem mobilen Endgerät bearbeitet werden, so können etwa GPS-Punkte für Käferbäume gesetzt oder neue Schlagränder eingezeichnet werden.
Diese Bearbeitungen können entweder über eine Cloudvariante für größere Betriebe oder über klassisches Überspielen mithilfe eines Kabels, mit der Forstkarte am Computer synchronisiert werden. Die größte Herausforderung dieser Arbeit bestand darin, die digitale Forstkarte auf einem mobilen Endgerät verfügbar zu machen und auf diesem dann auch bearbeiten zu können.

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Ergebnis der Erhebungen eines Bestandes (rechts oben) mit Sortimentsschätzung und CO2-Speicherung (links unten). © Anselm Heindl

Erfreuliche Ergebnisse
Die Ergebnisse der Erhebungen und Berechnungen sind für den Betrieb durchaus erfreulich: für den Wirtschaftswald ergibt sich eine durchschnittliche Bonität von 12,1 und ein Hiebsatz von 1.500 Efm. Dieser ist um 150 Efm höher als jener des alten Operates, obwohl in der Zwischenzeit einige Kalamitätsflächen dazugekommen sind. Die Steigerung ist auf die höheren Zuwächse zurückzuführen, die mit dem Programm WXPx berechnet, vor allem in den jungen Beständen deutlich höher sind, als im alten Operat. Die Wegenetzdichte beträgt 63 lfm/ha. Im Vergleich zum alten Operat ist dieser Wert um 12 lfm/ha geringer, da nur jene Wege kartiert und in die Berechnung einbezogen wurden, die auch aktuell befahrbar sind. Der durchschnittliche Bestockungsgrad von 0,63 ist ein deutlicher Ausdruck der vergangenen Schadereignisse, die die mittleren und höheren Altersklassen betroffen haben. 

Die beiden Programme Management Plan Forst und QGIS-Forst stellen für eine forstlich versierte und gut ausgebildete Person eine gute Methode dar, das Wissen über den eigenen Wald zu erweitern und in einem Planungsinstrument umzusetzen. Der große Vorteil ist, dass die Programme kostenlos sind und frei zur Verfügung stehen. Für die Anwendung der Programme gibt es zahlreiche Anleitungen für das Selbststudium, der Besuch eines Kurses in einer forstlichen Ausbildungsstätte ist jedoch bei der Implementierung der komplexen Hilfsmittel sehr zu empfehlen. Somit sollte es jedem Betrieb möglich sein, mit erweiterten Fachkenntnissen einen Waldwirtschaftsplan selbst zu erstellen und diesen auch selbstständig fortzuführen.