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Konnten eine „Erfolgsbilanz 2023“ präsentieren, v. re.: Georg Schöppl, Andreas Gruber und Andrea Kaltenegger © R. Spannlang/Forstzeitung

ÖBf-Bilanz 2023

Good Vibes

Ein Artikel von Robert Spannlang | 28.05.2024 - 18:52
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Beiträge der Geschäftsbereiche zum Betriebserfolg der ÖBf in den vergangenen fünf Jahren © ÖBf

„Gute Schwingungen – positive Stimmung“ also: Aus Sicht der beiden Vorstände und der Pressesprecherin hatte die Pressekonferenz der Bundesforste in der Wiener Meierei im Stadtpark zur Bilanz 2023 alles, was man sich nur wünschen konnte: Nichts als Zuwächse im Bilanzzeitraum zu vermelden, dazu positive Aussichten und ein geneigtes Pressepublikum.
Immerhin: Die Betriebsleistung der ÖBf ist im vergangenen Jahr mit 344,7 Mio. € noch einmal um 6,7% zu 2022 gestiegen, das seinerseits schon ein Rekordjahr gewesen war. Die höchsten Beiträge zum Betriebserfolg gab es im Geschäftsbereich „Immobilien und Tourismus“ (27,7 Mio. €) vor „Forst/Holz“ (16,1  Mio. €), „Erneuerbare Energie“ (12 Mio. €) und
„Dienstleistungen“ (0,6 Mio. €), sh. Grafik. Der dort ausgewiesene leichte Rückgang des Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) bei „Forst/Holz“ gegenüber 2022 sei auf den Klimawandel sowie höhere Personal- und Holzerntekosten – vor allem aufgrund der Inflation – zurückzuführen, hieß es auf der Pressekonferenz.

Lichte Höhen nach Tal der Tränen
Dass der Beitrag des Kerngeschäftes „Forst/Holz“ zum Gesamtergebnis – und dass die Sparte weiterhin „Kerngeschäft“ der ÖBf bleiben würde, betonten die beiden Vorstände Georg Schöppl und Andreas Gruber im Verlauf der Pressekonferenz mehrmals – im Vergleich zu 2022 um 12,5% gesunken war, fällt für Vorstandssprecher Georg Schöppl, weniger ins Gewicht. „Wir sind am Markt kein Einzelspieler, sondern den Marktgegebenheiten unterworfen. Hier wird es immer gewisse Schwankungen geben“, unterstrich er und verwies auf die Tatsache, dass man in der Sparte „Forst/Holz“ noch 2019 mit etwa dem gleichen Betrag im Minus gelegen war.
Es habe sich bewährt, mittel- und langfristige Lieferverträge für Rundholz zu haben. „Das richtige Holz zum richtigen Kunden zur richtigen Zeit“ zu liefern – das könnten die ÖBf als größter heimischer Waldeigentümer leisten, betonte Andreas Gruber, Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz. Man kehrt auch zurück zur eigenen Erntetechnologie und will mittelfristig sogar auf 12 Seilgeräte aufstocken, um flexibler und schlagkräftiger zu sein. „Unser Fokus liegt im Kernbereich Wald und Holzgeschäft ganz klar auf der Bewältigung der Klimakrise. Der kontinuierliche wirtschaftliche Erfolg ist eine wichtige Basis dafür“, waren sich beide Vorstände einig. Der Einschlag sei im Vergleich zu 2022 auf 1,8 Mio. fm leicht gesunken, der Anteil von Schadholz daran auf 55% leicht gestiegen.
Die Österreichischen Bundesforste stellen sich auch in schwierigen Zeiten ihrer gesellschaftlichen Aufgaben und erfüllen Vorbildfunktion: Etwa 50% des ÖBf-Waldes stehen unter einer Schutzkategorie laut Landesnaturschutzgesetzen, etwa 9% stehen unter strengem Schutz – etwa Nationalpark-Kernzonen. 30% der Bundesforste-Waldflächen sind Schutzwälder.

Vor einem Jahr hätte ich dieses positive Betriebsergebnis noch nicht vorauszusagen gewagt.


Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand für Finanzen und Immobilien, Vorstandssprecher

Bis vor 10 Jahren haben wir noch 3,1 Mio. Forstpflanzen Jährlich gesetzt, heute sind es nur mehr 1,4 Mio. Wir arbeiten heute stark mit Naturverjüngung.


Andreas Gruber, ÖBf-Vorstand für Forstwirtschaft und Naturschutz

Krisenfeste Entscheidungen
Vor dem Hintergrund der „neuen Normalität des Klimawandels“ und geopolitischer Verwerfungen hätten sich wichtige Weichenstellungen der Vergangenheit bezahlt gemacht. Für alle 160.000 ÖBf-Bestände seien schon seit Langem forstliche Bewirtschaftungspläne erstellt worden, die als eines der wesentlichen Ziele einen klimagerechten Waldumbau forcieren, war zu erfahren. „Mehr als ein Fünftel des EBT 2023 ist auf den konsequenten Ausbau der Bereiche Erneuerbare Energie sowie Immobilien zurückzuführen. Die Strategie der Diversifizierung ist somit über die Jahre aufgegangen, sie gibt uns Sicherheit in einem sehr volatilen Umfeld am Holzmarkt“, so Georg Schöppl. Damit schaffe man aus eigener Kraft die Basis, den notwendigen Umbau hin zu klimafitten Mischwäldern voranzutreiben, und investiere weiter in nachhaltige Immobilienentwicklung sowie Wind- und Wasserkraft als Beitrag zur Energiewende. Auch die Eigenkapitalquote liege bei den Bundesforsten heute bei 62,8%. „Vor fünf Jahren lagen wir hier noch deutlich unter 60%“, freute sich der ÖBf-Finanzvorstand.
Im Bereich „Erneuerbare Energien“ habe man den Gewinn seit 2019 auf 12 Mio. € verdoppeln können. „2014 ist hier noch eine Null gestanden. Daran sieht man, wie dynamisch sich diese Sparte entwickelt hat“, betonte Georg Schöppl. Den mittlerweile mit Abstand wichtigsten Beitrag zum Unternehmensgewinn steuere aber der Immobilienbereich bei. Mit 27,7 Mio. € verzeichnen die Bundesforste fast eine Gewinnverdoppelung im Vergleich zu 2014. Man habe diese guten Jahre genutzt, um in der vergangenen Dekade Rekordinvestitionen von über 260 Mio. € zu tätigen, davon 74,2 Mio. € in die Sparte Immobilien und 86,8 Mio. € in die Sparte Erneuerbare Energie. Heute wisse man: Diese Investitionen hätten sich überaus bezahlt gemacht.

Jahrhundertprojekt „Wald der Zukunft“
„Wir versuchen stets, Ökologie und Ökonomie bei dem, was wir auf der Fläche tun, zu verbinden“, unterstrich Andreas Gruber. Daher werde auch das „Jahrhundertprojekt Wald der Zukunft“ weiter vorangetrieben. Es sei auch erklärtes Ziel, Wind- und Wasserkraft weiter kräftig auszubauen – allein den Windpark auf der Pretul im Mürztal wolle man auf 21 Windräder aufstocken – sowie alle Geschäftsbereiche positiv weiterzuentwickeln, betonten beiden ÖBf-Vorstände im Ausblick.

Pflegeeingriffe trotz hoher Schadholzmengen
Der Trend von Mehrnutzungen setzte sich auch 2023 fort: Bei geplanten 1,6 Mio. fm wurden 2023 1,8 Mio. fm genutzt. Das seien in erster Linie Pflegeeingriffe zur Bestandesstabilisierung, beantwortete Andreas Gruber eine Journalistenfrage. „Würden wir uns strikt an das Holzernteziel halten, könnten wir bei der hohen Schadholzmenge diese notwendigen Maßnahmen nicht setzen. Aber wir bauen nach wie vor Vorrat auf“, stellte er klar.