Deutschland

Jeder fünfte Baum gesund

Ein Artikel von Philipp Matzku (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 14.05.2024 - 06:47

2023 war laut dem Deutschen Wetterdienst das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Gerade in den Herbst- und Wintermonaten gab es ausreichend Niederschlag, die Bodenwasserspeicher sind wieder gut gefüllt. Sollten die Bedingungen im Laufe dieses Jahres weiterhin günstig sein, könne sich das positiv auf den Waldzustand auswirken, betont man seitens des Thünen-Instituts, Eberswalde/DE, welches die Daten ausgewertet hat. Voraussetzung sei aber, dass es zu keiner Hitze- und Trockenperiode im Frühjahr und Sommer komme. Da es im vergangenen Jahr keine größeren Stürme gab, ist die Ausscheiderate gegenüber 2022 auf 5% leicht gesunken, bei der Esche und der Fichte sei die Absterberate aber weiterhin hoch (Deutscher Wald im Wandel). Bei vielen Bäumen sind Teile der Krone abgestorben. Außerdem seien geschwächte Bäume anfälliger für Schädlingsbefall, wie Borkenkäfer, Pilze oder Misteln. Darüber hinaus sei der Anteil umbaubedürftiger, nicht klimaangepasster Reinbestände weiterhin sehr hoch und beeinflusse den Waldzustand negativ.

Schlechter Gesamtzustand

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Mit Ausnahme der Kiefer ist der Kronenzustand der anderen Hauptbaumarten - Fichte, Buche und Eiche - nahezu gleich und auf einem hohen Niveau © Thünen-Institut

Der schlechte Zustand des Waldes betreffe alle Hauptbaumarten gleichermaßen, eine kleine Ausnahme sei bei der Kiefer festzustellen.  Der Anteil von deutlicher Kronenverlichtung  (Schadstufen 2 bis 4)bei allen Baumarten hat sich im Vergleich zu 2022 um 1 Prozentpunkt auf 36% erhöht, jener mit mittlerer Kronenverlichtung ist im Jahresabstand gleich geblieben (26%), jener ohne Kronenverlichtung ist um 1 Prozentpunkt auf 20% zurückgegangen. Besonders Bäume ab 60 Jahren sind von Kronenverlichtung (43%) betroffen.

Auffällig sei ferner die verstärkte Fruchtbildung bei Buche (61% aller Bäume%) und Kiefer (83% aller Bäume). In Jahren mit Mastjahren und erhöhten Stickstoffeinträgen ist die Kronenverlichtung höher, belegen Studien. 

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Alles im Blick: Im Juli und August werden die Baumkronen angeschaut und die Kronenverlichtung beurteilt © Thünen-Institut/Petra Dühnelt

Laubbäume wiesen bis 2018 eine deutlich höhere Kronenverlichtung auf als Nadelbäume. Derzeit liegen die Buche und Eiche aber auf dem Niveau der Fichte. Bei 15% der Buchen war im vergangenen Jahr keine Kronenverlichtung feststellbar. 2022 lag der Wert noch bei 21 %. Der Anteil von deutlicher und mittlerer Kronenverlichtung hat sich im Berichtszeitraum um jeweils 1 Prozentpunkt auf 46% beziehungsweise 29% erhöht. Auf die Warnstufe entfielen 39% (2022: 34%).

Bei der Eiche ist der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung um 4 Prozentpunkte auf 44 % gestiegen. Der Anteil der Warnstufe sank von 41% 2022 auf 39% 2023. Die mittlere Kronenverlichtung ist auf 28% gestiegen. Der Anteil gesunder Eichen (ohne Verlichtung) ist ebenso um 2  Prozentpunkte auf 17% zurückgegangen. 

Der Anteil der deutlichen Kronenverlichtung bei der Fichte betrug bei der Inventur 43% (+3 Prozentpunkte). Auf die Warnstufe entfielen 40% und damit 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Ohne Kronenverlichtung waren nur noch 17%. Das ist im Jahresabstand ein Minus von 7 Prozentpunkten. Die mittlere Kronenverlichtung ist um 1 Prozentpunkt auf 29% gesunken. Damit weise die Fichte im Vergleich zu den anderen Baumarten mit 9 % die höchste Ausscheiderate auf, betont das Thünen-Institut. Davon sind 4% biotisch bedingt, also von Schädlingen wie dem Borkenkäfer verursacht. Die Kronenverlichtung bei der Weißtanne liegt seit 2015 unter jener der Fichte.

Die Situation für die Kiefer hat sich leicht entspannt. Der Anteil von deutlicher Kronenverlichtung ist von 28% auf 24% gesunken. Auf die Warnstufe entfielen 53%, 6 Prozentpunkte weniger als 2022. Der Anteil ohne Kronenverlichtung ist von 13% auf 23% gestiegen. Die mittlere Kronenverlichtung ist nur leicht auf 22% gesunken. 

Bei der Esche ist die Verlichtung seit 2018 deutlich höher als bei anderen Baumarten. Vor allem die mittlere Kronenverlichtung nimmt, auch bedingt durch das Eschentriebsterben, seit 2010 stetig zu. Die Moorbirke wies, wie in den Trockenjahren 2018 bis 2020, besonders hohe Werte auf, konnte sich aber erholen. Im Gegensatz dazu wurde bei der Sandbirke trotz günstiger Witterung eine weiterhin hohe mittlere Kronenverlichtung im Rahmen der Waldzustandsinventur festgestellt. Baumarten mit vergleichsweise niedriger Kronenverlichtung sind beispielsweise Bergahorn, Schwarzerle sowie die Douglasie.