EU-Entwaldungsverordnung: Widerstand des Forstsektors wächst massiv

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 03.06.2024 - 07:39

Grund für die Kritik an der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (VO 2023/1115, EU Deforestation Regulation, EUDR) ist, dass entgegen dem ursprünglichen Ziel nun alle Vorgaben zum Nachweis der entwaldungsfreien Produktion auch für heimische Waldbesitzer und Bauern gelten sollen. Vormals stand nämlich lediglich die Entwaldung außerhalb Europas, wie beispielsweise jene im Regenwald, im Fokus. Gegen diese überzogene Bürokratie regt sich immer mehr Widerstand. Ziel der EU-Entwaldungsverordnung ist, dass bestimmte Rohstoffe und Erzeugnisse nur dann in die EU importiert, aus ihr exportiert oder im Binnenmarkt in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sichergestellt ist, dass deren Produktion keine Entwaldung zugrunde liegt. Das betrifft Produkte von Rindern, Kakao, Kaffee, Ölpalmen, Kautschuk, Soja und eben auch Holz. Entwaldung bedeutet in diesem Fall, dass durch Abholzung landwirtschaftliche Flächen geschaffen werden. Aber das Gegenteil ist in Österreich der Fall: In den vergangenen 50 Jahren sind mehr als 300.000 Hektar Wald dazugekommen.

Neue Verpflichtungen statt Unterstützung

Fakt ist, dass sich Waldbesitzer ab Inkrafttreten vor einem Holzverkauf in einer EU-Datenbank online registrieren und neben den Holzmengen und dem Namen der Holzarten auch die GPS-Verortung der Nutzung angeben müssen. Zusätzlich ist eine Selbstverpflichtungserklärung zu unterzeichnen, welche bestätigt, dass das Holz entwaldungsfrei produziert wurde. Erst dann bekommt der Waldbesitzer eine Referenznummer, die er seinen Abnehmern, wie z.B. einem Sägewerk, mitteilen muss. Ansonst kann er das Holz nicht legal verkaufen und der Käufer darf es nicht annehmen. „Die Umsetzung dieser Vorgaben wird viele Kleinwaldbesitzer technisch und inhaltlich überfordern. Es ist daher anzunehmen, dass diese einige Zeit ab dem Inkrafttreten kein Holz verkaufen können. Dieses Holz wird der Wertschöpfungskette Holz schmerzhaft fehlen“, ist man sich seitens des Waldverbandes sicher.

Waldbesitzer mobilisieren über Kampagne

Zahlreiche mitteleuropäische Waldbesitzerverbände haben dazu unter der Schirmherrschaft des Waldverbandes Österreich und seiner Landesverbände eine Onlinepetition aufgelegt, die mittlerweile rund 25.000 Unterstützer unterschrieben haben. Das Ziel dabei ist, bis 17. Juni möglichst viele Unterschriften zu sammeln und diese an die EU-Kommission und das Parlament zu übergeben. Nur eine gute Beteiligung wird diesem Anliegen die nötige Wirkung verleihen. Deshalb rufen die Landwirtschaftskammern und Waldverbände dringend dazu auf, die Petition für eine Abänderung der Verordnung zu unterzeichnen.

3 Fragen an: Rudolf Rosenstatter, Obmann des Waldverbands

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Rudolf Rosenstatter, Obmann des Waldverbands © Andreas Hauch

Warum lehnen Sie die EUDR so strikt ab?
Es ist völlig absurd, dass Waldbesitzerfamilien, die seit Generationen vorbildlich Waldbewirtschaftung betreiben, nun der EU aufwändig nachweisen müssen, dass sie keinen Raubbau betreiben.

Sie vertreten in Ihrer Position vor allem die Interessen der österreichischen Waldbesitzer. Darüber hinaus betrifft die EUDR die gesamte Wertschöpfungskette. Inwiefern?
Viele Kleinwaldbesitzer können diese Anforderungen, wie beispielsweise GPS-Verortung jedes Baums, technisch nicht erfüllen. Da wird ab in Kraft treten einiges an Holz im Wald bleiben – zum Schaden der Holzverfügbarkeit für die Versorgung der Holzindustrie und der Holzbaubetriebe.

Warum ist es von so großer Bedeutung, die Petition zu unterschreiben?
Wir sind für eine starke Europäische Union, die Frieden und Wohlstand sichert. In die Regionen und die Waldbewirtschaftung so stark einzugreifen, schürt nur Europafeindlichkeit. Das ist zum Schaden Europas. Wir wollen und müssen durch eine Petition mit möglichst vielen Unterschriften stark zum Ausdruck bringen, dass das der falsche Weg ist.