Seit wenigen Wochen ist der neue Obmann von PEFC Austria im Amt. Die Wahl von FD Dr. Kurt Ramskogler kam für kaum einen Insider überraschend – hat man doch in ihm einen Mann, der in der durchaus heiklen Mission der Stärkung des PEFCTM-Zeichens viel Erfahrung einbringen kann, weil er schon an dessen Wiege stand. Die Botschaft des neuen Teams rund um Kurt Ramskogler an Firmen und vermehrt auch an die Endverbraucher ist klar: „Nachhaltige Wälder wollen heißt, die Produkte daraus zu konsumieren. Und diese Produkte tragen ein Logo: PEFC.“
Werter Herr Ramskogler, wie wird Ihre „Handschrift“ als neuer Obmann von PEFC Austria aussehen und was waren Ihre bisherigen Berührungspunkte mit dem Zertifizierungssystem?
Als neuer PEFC-Obmann ist es ein klares Ziel, mit meinem Team den Gedanken des PEFC-Gütesiegels und die damit verbundene Zertifizierung österreichischer Wälder und PEFC-Produkte, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, in den Köpfen der Österreicher zu verankern. Meine bisherigen Berührungspunkte mit PEFC Austria reichen bis in die Anfangsjahre zurück. Es lässt sich ein weiter Bogen spannen: von der Mitwirkung in der Gründungsphase Ende der 1990er-Jahre – beispielsweise bei der Ausarbeitung des ersten PEFC-Waldbewirtschaftungsstandards oder der Verfassung des ersten PEFC-Nachhaltigkeitsberichtes für Österreich, um nur ein paar Punkte zu nennen –, über meine Tätigkeit in beratender Funktion im Rahmen des PEFC Austria-Expertengremiums bis hin zur Umsetzung in der forstlichen Praxis auf der Waldfläche im Rahmen meiner früheren Tätigkeit als Forstdirektor des Forstes Kalwang der Stiftung Fürst Liechtenstein.
Waldstilllegung ist per se schon erfolgsgehemmt.
Hier steht‘s grün auf Holz: Dieser Stamm birgt das Produktionsknow-how des Erfinders der Nachhaltigkeit. © PEFC Austria
Sie treten mit einem ganz neuen, stark erweiterten Team an. Gibt es damit auch neue Schwerpunktsetzungen bei PEFC Austria?
Das PEFC Austria-Team ist durch die Erweiterung der Stellvertreter in der Branche nun optimal aufgestellt und hat somit auch mehr „Gesichter“. Durch gezielte Schwerpunktsetzung mit Maßnahmen im B2B- und B2C-Bereich sollen im Zuge der laufenden Funktionsperiode die Verfügbarkeit, die Nachfrage, der Absatz und schlussendlich die damit verbundene Bekanntheit dieses Nachhaltigkeitssiegels gesteigert werden. Unternehmen sollen sich mit unseren Aktivitäten bewusst für die Zertifizierung ihres Betriebes und die Einhaltung der PEFC-Standards entscheiden, damit der österreichische Wald für die kommenden Generationen gesichert ist. Durch deren Grundeinstellung zu einer ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Waldbewirtschaftung und Holzverarbeitung – also sowohl einer nachhaltigen Beschaffung als auch Produktion – soll auch beim Konsumenten ein Umdenken angeregt werden.
Jeder spricht von den Herausforderungen durch Klimawandel und Bioökonomie. Ist das eine gute Zeit für ein Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft?
Ja, meines Erachtens gab es nie eine bessere Zeit als jetzt. Der Konsum PEFC-zertifizierter Produkte unterstützt ganz klar eine nachhaltige, aktive und klimafitte Waldbewirtschaftung, fördert die heimische Forstwirtschaft, die Waldeigentümer und ihre Familien und sichert für zukünftige Generationen die Nutz-, Schutz, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion des österreichischen Waldes.
Nachhaltige Waldwirtschaft und daraus resultierende schöne Waldbilder sind kein Zufall. © PEFC Austria
Es gibt Schadholzberge und die Holzpreise sind im Keller. Wie kann PEFC als Gütesiegel die österreichischen Waldbesitzer in diesen für die Forstwirtschaft schwierigen Zeiten wieder zur Waldarbeit motivieren?
Indem aufgrund des erhöhten Bewusstseins der Konsumenten für die Wichtigkeit der Nachhaltigkeit der Produkte des täglichen Gebrauches der Bedarf und die damit verbundene Nachfrage nach eben diesen gesteigert werden. Dies wirkt sich in Folge sicherlich positiv auf die Entwicklungen am Holzmarkt aus und schafft wiederum Anreize, der Waldarbeit nachzugehen.
Auf europäischer Ebene entsteht der Eindruck, dass forstliches Lobbying ein wenig auf der Stelle tritt. Was ist hier Ihre Einschätzung und welchen Impuls kann PEFC leisten?
Durch die gute Vernetzung der PEFC-Mitgliedsnationen auf europäischer und internationaler Ebene können hier durchaus Impulse gesetzt werden. Immerhin repräsentiert PEFC International mehr als 750.000 Waldbesitzer mit einer weltweiten Fläche von rund 307 Mio. ha sowie mehr als 20.000 PEFC-zertifizierte Unternehmen der nachgelagerten Produktkette Holz.
Viele Länder versuchen, durch eine Ausweitung der Plantagenwirtschaft dem erwarteten global steigenden Holzbedarf zu begegnen. Auf der anderen Seite diskutiert man in Deutschland das Thema „Waldstilllegung“ immer heftiger. Werden wir mittel- bis langfristig die in Österreich immer wieder akklamierte Multifunktionale Waldwirtschaft beibehalten können?
Flächenstilllegung ist sicherlich nicht die Lösung für die Herausforderungen der zukünftigen Waldbewirtschaftung. Durch integrativen Naturschutz unter einer aufrechten, nachhaltigen Bewirtschaftung, die auf alle drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Soziales mit gleicher Gewichtung eingeht, kann dem erwarteten global steigenden Holzbedarf sicherlich begegnet werden. Mit einem „Fleckerlteppich“ aus Waldstilllegungsflächen – verteilt über die jeweilige Landeswaldfläche oder die Waldfläche Europas und der Welt – können Naturschutzmaßnahmen schwer umgesetzt werden. Damit ist der Ansatz der Waldstilllegung per se schon erfolgsgehemmt. Eine nachhaltige, aktive, klimafitte und standortangepasste Waldbewirtschaftung und der Konsum derer Produkte tragen unter anderem auch zum Schutz gefährdeter Wälder in anderen Regionen der Welt bei.
Was muss geschehen, damit PEFC als Gütesiegel – oder Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft generell – vom Konsumenten tatsächlich eingefordert werden?
Unseres Erachtens nach muss ein positiver emotionaler Konnex zwischen dem Holzprodukt und der damit verbundenen nachhaltigen Waldbewirtschaftung des Waldeigentümers, von dem dieses Holzprodukt stammt, geschaffen werden. Unsere PEFC-zertifizierten Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen leisten täglich hervorragende Arbeit, um diese so wichtige Ressource auch für die nächsten Generationen zu sichern. Eigentum und Nachhaltigkeit sind die Motivation dafür.
Wie stark ist die Einbindung der Umweltschutzseite in das PEFC-System?
Der Umweltschutz ist gelebter Bestandteil des PEFC-Systems in Österreich und spiegelt sich auch in unserer PEFC Austria- Hauptversammlung durch die Mitgliedschaft des österreichischen Umweltdachverbandes – also der Interessenvertretung der 36 Naturschutzorganisationen Österreichs – und der BIOSA – der Biosphäre Austria – wider. Es ist jedoch festzuhalten, dass im PEFC-System alle vier Funktionen des Waldes – und zwar die Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion – gleichermaßen wichtig sind und kein einseitiger Umwelt- und Naturschutz gelebt wird.
Vielen Dank für das Gespräch!