Die Jagdstatistik ist eine in Zahlen ausgedrückte Geschichtsschreibung über den Abschuss von Wild und die Anzahl der Jäger. Die Aussagekraft dieser Zahlen steigt noch, wenn man sie zueinander in Beziehung setzt.
Für das Jagdjahr 2017/18 liegt bezüglich des für den Wald relevanten Schalenwildes folgendes Ergebnis vor: Der Abschuss von Rot-, Reh- und Gamswild beträgt in Summe fast 90% des Gesamtabschusses. Der Anteil des Schwarzwildes beträgt fast 10%. Die anderen vier Wildarten erreichen zusammen nur einen Anteil von knapp über 1%. Ihr Einfluss auf den Wald kann aber trotzdem örtlich beträchtlich sein (Beispiel Muffelwild, Sikawild).
Bei allen vier Hauptwildarten (Rot-, Reh-, Gams- und Schwarzwild) liegt eine Steigerung des Abschusses vor. Der Abschuss beim Rotwild ist der höchste, der je erfolgt ist, und liegt um mehr als 8.000 Stück (+15%) über dem Vorjahresergebnis. Den größten Sprung nach oben hat Kärnten gemacht (+33%). Auch in Oberösterreich (+19%) und in Tirol (+18%) wurde der Abschuss deutlich angehoben. Beim Rehwild ist die Steigerung des Abschusses anteilsmäßig am geringsten (+2%). Es ist bekannt, dass in Jagden, in denen der Fokus auf dem Rotwild liegt, beim Rehwildabschuss eine gewisse Zurückhaltung erfolgt. Der Gamswildabschuss (+3%) liegt seit über zehn Jahren in etwa gleicher Höhe. Die meisten Abschüsse erfolgen in Tirol (rund 35%), gefolgt von Kärnten und der Steiermark mit je etwa 15%.
Abb. 1: Die Abschusshöhe bei Schwarzwild schwankt jahrweise stark. Bis in die 1980er-Jahre war diese Wildart in weiten Bereichen Österreichs eine jagdliche Rarität. © O. Moser
Schwarzwild stark angestiegen
Das Schwarzwild, das bis in die 1980er-Jahre in weiten Bereichen Österreichs als eine jagdliche Rarität erachtet wurde, hat in der Zwischenzeit sowohl der Verbreitung als auch der Zahl nach stark zugenommen und ist gebietsweise zur dominierenden Wildart geworden. Die Abschusshöhe schwankt jahrweise stark (Abb. 1). In den Kerngebieten werden große Anstrengungen zur Begrenzung des Bestandes gemacht. In den Randgebieten wird neu auftauchendes Schwarzwild als eine jagdliche Bereicherung wahrgenommen.
Anzahl der Jäger
Auch bei der Anzahl der Jagdkarten ist ein deutlicher Anstieg erfolgt: Im Berichtjahr sind 130.149 Jahresjagdkarten gelöst worden, um 2.764 mehr als im Jahr zuvor. Dieser Anstieg wird zum Anlass genommen, die Beziehung zwischen der Anzahl der Jagdkarten und der Höhe des Rehwildabschusses zu beleuchten.
Die Jagdstatistik gibt Auskunft über die Anzahl der Jagdkarten, aber nicht über die Anzahl der Jäger. Die Anzahl der Jahresjagdkarten ist etwas größer als jene der die Jagd ausübenden Personen, weil einige Jäger im selben Jahr Jagdkarten in mehreren Bundesländern lösen. Da dieser Unterschied heute in gleicher Weise besteht, wie er auch in früheren Jahren bestand, wird er bei der nachfolgenden Gegenüberstellung von Abschüssen und Jagdkarten nicht weiter beachtet und die Anzahl der Jäger mit der Anzahl der Jagdkarten gleichgesetzt. Der Bezug auf das Rehwild wird hier deshalb gewählt, weil diese Wildart die in Österreich am meisten verbreitete Schalenwildart ist und der Großteil der Jäger damit in Kontakt kommt. Während die anderen Wildarten speziellere Anforderungen an den Lebensraum stellen, ist das Rehwild ein Ubiquist und in den Landjagden von den Flussniederungen bis in hohe Gebirgslagen anzutreffen.
Abb. 2: Die Rehwildabschüsse zeigen 1977, 1993 und 2003 deutliche Höhepunkte. Die Jagdkartenanzahl steigt meist kontinuierlich. © O. Moser
Die Aneinanderreihung der jährlichen Rehwildabschüsse zwischen 1975 und 2015 ergibt eine Kurve, die in den Jahren um 1977, 1993 und 2003 deutliche Höhepunkte aufweist, ausgeglichen aber kontinuierlich ansteigt. Die Kurve der Anzahl der Jahresjagdkarten verläuft ebenfalls ansteigend, aber in weitgehend gestreckter Form (Abb. 2).
Abb. 3: Die Kurve bewegt sich in einem Rahmen von 1,9 bus 2,5 Rehwildabschüssen pro Jagdkarte. © O. Moser
Wenn man die Anzahl aller Abschüsse eines Jahres durch die Anzahl der Jagdkarten teilt, so entsteht die (rechnerische) Anzahl der Abschüsse pro Jagdkarte bzw. pro Jäger. Die Aneinanderreihung dieser Werte ergibt eine Kurve, die im angegebenen Zeitraum in einem Rahmen zwischen 1,9 und 2,5 Abschüssen pro Jagdkarte liegt und um einen auf gleichem Niveau bleibenden Mittelwert von 2,2 Abschüssen pro Jagdkarte pendelt (Abb. 3). Diese Feststellung wirft Fragen auf
Diskussionswürdige Fragen
Die Abschusskurve korreliert mit der Kurve der Jagdkarten. Ist die Anzahl der Jäger eine Triebfeder für den Anstieg der Wildstände? Muss etwa, da die schon vorhandenen Jäger ihr Abschussverhalten über die Jahre beibehalten und nicht etwa wegen der neuen Jäger weniger Wild abschießen, für jeden neu zur Jagd stoßenden Jäger zusätzliches Wild vorhanden sein? Wie sollen bei ständig steigender Anzahl der Jäger und gleichbleibendem Abschussverlangen die Bemühungen um eine Reduzierung zu hoher Wildstände Erfolg haben? Oder gibt es zu wenige Jäger, die existenziell mit Grund und Boden verbunden sind und die Jagd als nachhaltige Landbewirtschaftung ausüben, und zu viele, bei denen Freizeitaktivität, Naturromantik und gesellschaftliche Events im Vordergrund stehen? Solche Fragen sollten diskutiert werden.