ÖBF

Das Forstrevier hinter der Austrofoma

Ein Artikel von Philipp Matzku (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 25.09.2023 - 08:40
ÖBF-Alm_4c_31.jpg

Naturzschutzgebiet Schwarzriegelmoos auf der Pretulalpe © ÖBF

Das ÖBf-Revier Mürzzuschlag ist geprägt von Schutzwaldflächen und Natura 2000-Gebieten. Zu großen Teilen liegt es auf einer Höhe von 1200 bis 1400 m mit Hanglagen zwischen 40 und 60 %. Kaum verwunderlich, dass bei diesen Gegebenheiten die Organisation der Austrofoma vor neue Herausforderungen gestellt wurde. „Die Messe findet mitten im Wald und nicht auf einer Zeltfestwiese statt. Es galt daher, möglichst elegante Lösungen und Kompromisse zu finden“, erzählt Revierleiterin Michaela Peer. „Bei den Besichtigungen wurde rasch klar, dass wir kreativ werden mussten, um eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Nun sind wir gut gerüstet“. In höchst strukturierter Herangehensweise wurden Plätze sowie eine Forststraße angelegt, ein Trampelpfad wurde geschaffen sowie Ausstellungsbuchten und Auffahrten wurden hergerichtet.

Wie das Klima das Revier wandelt

ÖBF_Mürzzuschlag_4c_31.jpg

Blick in das ÖBf-Revier Mürzzuschlag: Auf dem Gebiet der ÖBf in der Steiermark findet die diesjährige Austrofoma statt © ÖBF

Generell fallen im Forstrevier Mürzzuschlag Niederschläge heute deutlich kompakter und punktueller als früher. Die Phasen, in denen der Boden gefroren ist, werden kürzer, Wälder fallen Windwürfen zum Opfer und der Borkenkäfer hinterlässt traurige Spuren. 2022 mussten sogar die Weidetiere, die seit rund 200 Jahren am Stuhleck zu Hause sind, früher wieder von den Almen abgetrieben werden. Der Grund? Das Wasser wurde knapp, bis es schließlich ganz ausblieb. „Das alles ist der Klimawandel“, gibt Peer zu bedenken und ergänzt: „Bei den ÖBf haben wir den Umbau zu klimafitten Mischwäldern daher zur Priorität erhoben.“ Klassischerweise beheimatet das Revier Fichten und Lärchen. Klimawandelbedingt fördert der Forstbetrieb im Waldbau neben der Lärche zusätzlich Laubbaumarten, wie Buche oder Ahorn, sowie die Tanne mit ihren tief reichenden Wurzeln. Auch die Wildstandsregulierung gehört dazu. „Wenn bereits die Keimlinge gefressen werden, wird die Natur die Vielfalt nicht herausbringen können“, weiß Peer, die selbst Jägerin ist und sich für ein Eingreifen mit Maß und Ziel einsetzt. 

Vielseitiges Revier

ÖBF-Peer_4c_21.jpg

Die Chefin im Revier: Michaela Peer leitet das ÖBf-Revier Mürzzuschlag © ÖBF

Neben der Organisation der Austrofoma und dem herausfordernden Revieralltag beschäftigt Peer ein weiteres Großprojekt: Auf der Pretulalpe wird der alpine Windpark der ÖBf momentan um vier zusätzliche Windräder erweitert, mit welchem auf Bundesforste-Flächen ein Beitrag zur dringend notwendigen Energiewende geleistet wird. Man weiß daher zu gut, dass Bauzeiten, wie momentan die Vorbereitungen für die Austrofoma, immer Ausnahmezeiten sind. Gleichzeitig ermöglichen sie klare Vorwärtsbewegung: „Mit den Ausgleichsmaßnahmen im Zuge des Windparkauf- und nun -ausbaus haben wir dem Revier sehr viel Gutes getan“, blickt Peer zurück und unterstreicht, dass das Gebiet stark von den Waldverbesserungsmaßnahmen, wie Laubholzeinbringung, Flächenauflichtung sowie Moorrenaturierung, profitiert hat. 

Mürzzuschlag ist ein vielschichtiges Revier und zudem ein touristisch stark genutztes Gebiet – sowohl das Stuhleck bei Spital am Semmering als auch Pretul sind hoch frequentiert. Dass sich daraus Konflikte ergeben, ist vorgezeichnet. Vor allem, wenn sich Waldbesucher, beispielsweise durch das Betreten gesperrter Flächen, in Gefahr begeben. Mit Besucherlenkung und viel Kommunikation versucht man hier entgegenzuwirken. Sich im Spannungsfeld der Interessen von Naturnutzern und der Waldbewirtschaftung zu bewegen, ist gerade in einem so vielseitigen Forstrevier wie Mürzzuschlag ein gewohnter und somit stets spannender Alltag.