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Schützenswerte Naturnacht © Andi Hollinger

Biodiversität

Naturnacht schätzen und schützen

Ein Artikel von Dr. Sylvia Steinbauer, Umweltdachverband | 29.05.2024 - 11:48

„Du, du wirst Sterne haben, wie sie niemand hat... Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!“, verspricht der Kleine Prinz in Antoine de Saint-Exupérys Erzählung. Leuchtende Sterne – sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, tauchen die ersten von ihnen am Himmel auf. Mit freiem Auge können wir in klaren Nächten rund 1.000 Sterne, Planeten und den Mond erkennen – theoretisch! Denn nur mehr rund ein Prozent aller Europäer können einen dunklen Nachthimmel genießen und nur 60% der Menschen in Österreich haben die Möglichkeit, die Milchstraße am Nachthimmel zu erkennen. Grund dafür ist die sogenannte Lichtverschmutzung – darunter versteht man die Aufhellung des natürlichen Nachthimmels durch die Emission von nicht notwendigem Licht in die Umwelt. Ein Projekt hat es sich jetzt zum Ziel gesetzt, der Naturnacht wieder ihren Stellenwert beizumessen.

Naturnacht schätzen und schützen
Das Dreiländereck zwischen Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich ist nicht nur wegen seiner landschaftlichen Schönheit und Vielfalt an Arten und Lebensräumen bekannt, sondern auch wegen seines dunklen Nachthimmels, der von Millionen Sternen und Himmelsphänomenen geprägt ist. Die Region zählt europaweit zu jenen, die am wenigsten von Lichtverschmutzung betroffen sind. Um diese ursprüngliche Qualität des Nachthimmels und damit auch die Artenvielfalt und Lebensräume zu erhalten, soll in Zusammenarbeit mit den Gemeinden ein bundesländerübergreifendes Naturnachtgebiet errichtet werden. Zu diesem Zweck kooperieren die Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse, das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal, der Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen und der Naturpark Ötscher-Tormäuer miteinander. Zusammen mit der Universität Wien, dem E.C.O. Institut und dem Umweltdachverband haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Nachthimmel zu erhalten. Dazu soll – ähnlich dem Sternenpark Attersee-Traunsee – bundesländerübergreifend ein von der IDA (International Darks Sky Association) zertifiziertes Schutzgebiet, ein „Dark Sky Reserve“ entstehen, damit die negativen Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Menschen und Umwelt langfristig minimiert werden. 

Vorreiter Oberösterreich
Für den Schutz der Nacht tragen auch die Bundesländer Verantwortung. Oberösterreich geht dabei mit gutem Beispiel voran: Am 1. Mai trat im Land ob der Enns die Novelle des Umweltschutzgesetzes mit Zusatzparagrafen für Lichtschutz in Kraft. Gemeinden sind künftig befugt zu prüfen, ob Beleuchtungen im öffentlichen Raum in der Nacht reduziert oder gänzlich abgeschaltet werden können. Der Umweltdachverband begrüßt diese erste Gesetzesinitiative, die die nächtliche Landschaft als Schutzgut anerkennt, und appelliert an alle Bundesländer, diesem Beispiel zu folgen.

Lichtverschmutzung eindämmen
Im Gegensatz zu komplexen und globalen Herausforderungen, wie Klimawandel oder Biodiversitätsverlust, lässt sich Lichtverschmutzung vergleichsweise einfach bekämpfen. Wirkungsvolle Maßnahmen sind beispielsweise Beleuchtungen nur dann zu verwenden, wo und wann es unbedingt notwendig ist, Licht mit Dimmungen oder Sensoren zu versehen, oder eine Abschirmung der Lichtquelle strikt auf den zu beleuchtenden Bereich anzubringen. Der Leitfaden für Außenbeleuchtung gibt konkrete Vorschläge, wie sinnvolle Beleuchtung im öffentlichen Raum geregelt werden kann. Lichtverschmutzung ist demnach ein Problem, das sich relativ leicht lösen lässt – das sollte Motivation genug sein, den Schutz der Naturnacht in ganz Österreich gesetzlich zu verankern... damit wir wieder öfter sehen können, wie uns die Sterne zulachen.

Webtipp: www.darksky.org

Download: Österreichischer Leitfaden Außenbeleuchtung (pdf)