Formec1.JPG

Hans Rudolf Heinimann von der ETH Zürich beim Vortrag über Smart Forestry © C. Kanzian

FORMEC

Wohin führt die Forstmechanisierung?

Ein Artikel von Dr. Martin Kühmaier, Dr. Christian Kanzian, Prof. Dr. Karl Stampfer | 05.12.2019 - 17:43
Formec2.JPG

Gewinner des COFE-Industriepreises Markus Konrad, Geschäftsführer von Konrad Forsttechnik (Mitte), mit Chad Bolding (Virginia Tech, links) und Karl Stampfer (BOKU) © C. Kanzian

FORMEC ist eine Abkürzung für Forest Mechanization. Der Kongress wurde erstmals 1966 organisiert und findet seitdem jährlich jeweils in einem anderen Land statt. Die Grundidee des Meetings war es, Wissenschaftler zusammenzubringen, um aktuelle Themen der Mechanisierung der Waldarbeit zu diskutieren. Insbesondere soll der wissenschaftliche Gedankenaustausch der forstlichen Forschungsinstitutionen, beruhend auf aktuellen Forschungsergebnissen und Lehrerfahrungen, ermöglicht und gefördert werden.

Forsttechnische Forschung beschäftigt sich mit der Analyse und Gestaltung von Produktionssystemen (vom Wald zum Werk) für die stoffliche und energetische Nutzung von Holz sowie der Evaluierung der Auswirkungen auf Umwelt und Mensch. FORMEC leistet als wissenschaftliche Plattform einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung forstlicher Produktionssysteme. Besonders bedeutsam sind in diesem Zusammenhang die jungen Wissenschaftler. Bei der Nachwuchspflege gibt es einen erheblichen Nachholbedarf in der Forsttechnik, was uns auch innerhalb der Forstwissenschaften vor Probleme stellt. Eine Profession kann nur weiterentwickelt werden, wenn auch entsprechender wissenschaftlicher Nachwuchs da ist.

Kooperation von FORMEC und COFE
Heuer fand die FORMEC zum 52. Mal statt und zum ersten Mal wurde eine Kooperation mit dem Council on Forest Engineering (COFE) durchgeführt. COFE ist das amerikanische Pendant zur FORMEC. Durch den Zusammenschluss von FORMEC und COFE konnte eine beeindruckende Teilnehmerzahl in der Höhe von 280 Experten aus 30 Ländern erreicht werden. Darunter waren auch 50 Masterstudenten aus Österreich und Kroatien, die somit zum ersten Mal die Möglichkeit hatten, einer wissenschaftlichen Tagung beizuwohnen.

Highlights der Konferenz 2019
Die Konferenz begann am Sonntag mit der Registrierung und einem Ice-Breaker im Franz Liszt Konferenzzentrum in Sopron. Am Montag und Dienstag gab es über 110 Fachbeiträge, die in drei Parallelsessions vorgetragen und anschließend diskutiert wurden. Weitere interessante Themen wurden in 55 Postern aufbereitet und sind online verfügbar (www.formec.org). Die brennenden Themen in der Forsttechnik drehten sich um Digitalisierung und Nachhaltigkeit und wurden in Keynote-Sessions von ausgewählten Experten vorgetragen:

  • Möglichkeiten der Fernerkundung von Wäldern durch Sentinel-2-Satellitendaten (Clement Atzberger, BOKU, Österreich) 
  • Nachhaltige Waldbewirtschaftung bei gleichzeitiger Minimierung der Umweltauswirkungen: eine Zusammenstellung von Forschungsergebnissen (Chad Bolding, Virginia Tech, USA) 
  • Digitalisierung in der Holzernte: das Potenzial für eine verbesserte Umwelt- und Produktionseffizienz (Rasmus Astrup, NIBIO, Norwegen) 
  • Smart Forestry – intelligente Holzernte und -management (Hans Rudolf Heinimann, ETH Zürich, Schweiz) 
  • Ökobilanzierung (LCA) in der Forstwirtschaft (Martin Kühmaier, BOKU, Österreich) 
  • Die Zukunft der Forsttechnik und ihre Nachhaltigkeit (Woodam Chung, Oregon State University, USA)
Formec3.JPG

Radharvester HIGHLANDER der Firma Konrad Forsttechnik bei der AUSTROFOMA in Forchtenstein © C. Kanzian

Preise und Auszeichnungen
Traditionell werden bei der FORMEC herausragende Beiträge und Persönlichkeiten ausgezeichnet. Bei der Abschlussveranstaltung am Dienstag wurden folgende Wissenschaftler und Unternehmen geehrt: Der COFE Industriepreis ging an Markus Konrad. 2011 übernahm er die von seinem Vater im Jahr 1990 gegründete Konrad Forsttechnik GmbH. Das Kärntner Unternehmen ist eines der weltweit führenden Forstmaschinenhersteller, spezialisiert auf Holzernte am Steilhang, mit mehr als 100 Mitarbeitern. Etwa 60% der von Konrad hergestellten Produkte gehen in den Export und werden in Ländern wie Norwegen, Russland, Brasilien, Südkorea oder Chile eingesetzt. Der Begriff „Innovation“ ist so untrennbar mit Konrad Forsttechnik verbunden wie technische Meilensteine, wie der WOODY-Prozessorkopf, das Seilgerät MOUNTY oder der Steilhang-Harvester HIGHLANDER belegen. Konrad Forsttechnik hat sich zum Ziel gesetzt, für jeden Kunden die beste Lösung zu finden. Dafür investiert das Unternehmen zwischen 5 und 6% seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung und arbeitet eng mit unterschiedlichen Forschungseinrichtungen zusammen. Die kontinuierliche Verbesserung der eigenen Produkte ermöglicht es Konrad Forsttechnik, seinen Kunden eine moderne Erntetechnik anzubieten, die maximalen Bodenschutz und Effizienz vereint.

Der COFE Studentenpreis ging an Thomas Holzfeind (BOKU, Österreich) für seinen Vortrag über „Agentenbasierte Simulation bei Seilrückung und Holztransport“. Das beste FORMEC-Poster wurde von Marian Schönauer (Universität Göttingen, Deutschland) und Franz Holzleitner (BOKU, Österreich) zum Thema „Indikatorbasierte Beurteilung der Befahrbarkeit von Forststraßen“ aufbereitet. Die beste FORMEC-Präsentation lieferte Omar Mologni (University of British Columbia, Kanada) über das Thema „Spannkräfte im Tragseil bei der Holzernte mit Seilgeräten: Feldmessungen im Vergleich zu theoretischen Berechnungen“. Für die langjährige Unterstützung der FORMEC erhielten folgende Personen eine Ehrenmitgliedschaft: Pierre Ackerman, Hubert Dürrstein, Tom Gallagher, Hans Rudolf Heinimann, Yuki Imatomi, Siegfried Lewark, Nikolaus Nemestóthy, Toshio Nitami, Tomas Nordfjell, Ewald Pertlik, Oliver Thees.

Fachexkursion AUSTROFOMA
Am Mittwoch fand eine Fachexkursion zur AUSTROFOMA statt. Bei strahlendem Sonnenschein konnten die Konferenzteilnehmer die Neuigkeiten im Bereich der Forsttechnik im Gebirge live bestaunen und mit Vertretern von über 150 ausstellenden Firmen diskutieren. Dabei wurden unter anderem neue Netzwerke gebildet und mögliche Kooperationen be sprochen. Ausblick 2020 Nächstes Jahr wird die FORMEC zum ersten Mal außerhalb Europas stattfinden. Im September 2020 wird die nächste gemeinsame Konferenz von FORMEC und COFE abgehalten, organisiert von der Oregon State University. Viele Europäer werden den Weg in die Vereinigten Staaten antreten, um Teil des FORMEC-Netzwerks zu sein. Die neuesten Entwicklungen im Bereich der Forsttechnik werden diskutiert, gemeinsame Aktivitäten fortgesetzt und neue Kooperationen begonnen. FORMEC ist die weltweit wichtigste und größte forsttechnische Konferenz und hat einen dementsprechenden hohen Stellenwert in der forstlichen Forschung.

Danksagung
Die FORMEC konnte in dieser hohen Qualität nur durch die Unterstützung von Sponsoren abgehalten werden. Die Hauptsponsoren waren das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, die Österreichischen Bundesforste, Pewag Schneeketten GmbH und SPB Beteiligungsverwaltung GmbH. Weitere Unterstützung gab es durch die Firmen Koller Forsttechnik, Latschbacher, Pfanner Schutzbekleidung, Österreichischer Forstverein, ecoforst, Bayerische Staatsforsten, Austropapier, Grube Forst, Hasslacher Norica Timber, Lenzing, Wahlers Forsttechnik, Steyr Traktoren, Waldburg Forstmaschinen Wolfegg, Land Burgenland, Konrad Forsttechnik, Stadt Wien MA 49, Papierholz Austria, PEFC Austria, HSM, Eschlböck Biber und Mayr-Melnhof Forsttechnik. 

Webtipp: www.formec.org