Unbeirrbar seine Spur ziehen und dabei ordentlich was geladen oder „am Haken“ haben – ob auf regennasser Fahrbahn, auf steilen Forststraßen oder überhaupt abseits befestigter Verkehrswege: Wenn das der von 2010 bis 2020 gebaute Ur-Amarok bereits gut konnte (Fahrbericht sh. Forstzeitung 01/2017, S. 40), dann kann es der seit heuer erhältliche neue noch ein wenig besser. Was neu ist: In Abmaßen und Antriebstechnik wird er sich kaum von seinem Kontrahenten Ford Ranger unterscheiden, wird er doch in einem Ford-Werk in Südafrika gebaut und teilt sich daher auch zahlreiche Komponenten mit ihm. Aber das soll dem Amarok keinesfalls zum Nachteil gereichen. VW beeilt sich, uns mitzuteilen, dass Design von Karosserie und Innenraum, Fahrwerksabstimmung sowie Bedienlogik eindeutig Volkswagen sind. Das ist beim ersten Hinschauen durchaus zutreffend. Noch besser beurteilen können wir das erst, wenn wir im Mai auch den Ranger fahren können.
Sparsam – oder ausgefuchst arbeitsam unterwegs
Ein Irrweg in der ausgehenden Ära des ersten Amarok ist nun bei der Neuauflage korrigiert: Es wird nicht mehr nur V6-Dieselmotoren in verschiedenen Leistungsabstufungen geben, sondern auch solche mit 4-Zylindern – genauer einen 2 l-TDI mit 177 PS Leistung, 405 Nm maximalem Drehmoment und 6-Gang-Handschaltung sowie einen 2 l-Biturbo mit variabler Turbinengeometrie und 204 PS, 500 Nm und wahlweise Handschalter oder 10-Gang-Wandlerautomatik. Gekrönt wird der Amarok 2024 freilich ebenso von einem formidablen V6-Turbodiesel von Ford, den wir gefahren sind. Der verwöhnt mit einem sämigen Drehmoment von bis zu 600 Nm und 240 PS und wird ausschließlich mit dem feinen 10-Gang-Automatikgetriebe ausgeliefert. Die höheren Ausstattungsstufen Life, Style, PanAmericana und Aventura bieten auch noch den VW-typischen 4MOTION Allradantrieb, der außer den Antriebsarten Hinterradantrieb (2H), Allrad permanent (4H), Allrad untersetzt (4L) auch noch über den automatischen Allradantrieb (4A) verfügt. Dieser bewährt sich unter anderem auch für Aufgaben als Zugmaschine für Anhänger bis zu 3,5 t (gebremst) auf befestigten Straßen, ohne in Kurven zu „zwicken“ und zu schieben, und bringt dabei die volle Kraft auf den Boden. Eingelegt werden diese Antriebsmodi angenehmerweise über ein gut erreichbares, großes Rändelrad am Mitteltunnel, gleich hinter dem Automatikhebel. Noch ein Stück dahinter können die Tasten für die hintere Differenzialsperre und die Bergabfahrhilfe betätigt werden. Im Gelände ist also „alles leinwand im Weinland“ – auch auf den berüchtigten lehmigen Hohlwegen des heimatlichen Weinviertels!
Zweitmeinung
Marco Zangerle, Revierleiter Süd der Forstverwaltung Stift Heiligenkreuz © R. Spannlang/Forstzeitung
"Was mich besonders beeindruckt ist, dass beim neuen Amarok souveräne Geländegängigkeit und mobiles Oberklassen-Feeling kein Widerspruch mehr sind. Auch die steilsten Passagen auf Forststraßen in unserem Forstbetrieb nimmt der Amarok mit seinem legendären 4MOTION-Antrieb mit einer Leichtigkeit, die große Reserven vermuten lässt. Mir gefällt weiters, dass die robust ausgekleidete Ladefläche jetzt noch größer ist, über brauchbare Verzurrösen verfügt und mit einem elektrischen Rollo bequem zu öffnen, wasserdicht zu schließen und mit zwei LED-Lampen für den nächtlichen Einsatz sogar zu beleuchten ist. Wie viel Ford im Amarok steckt, ist mir ehrlich gesagt nicht wichtig."
Austrainierter Körper
Im Vergleich zum alten Amarok ist der neue mit 5,35 m um gute 10 cm länger, wobei der Radstand aber mit 16 cm noch stärker angewachsen ist. Beides kommt nicht nur dem Volumen der Ladefläche, sondern auch den Platzverhältnissen im Innenraum zugute – vor allem der Beinfreiheit hinten. Die Vorteile geringerer Überhänge vorne und hinten sind weiters höhere Böschungswinkel, ein unleugbarer Nachteil ist ein höherer Wendekreis von nunmehr fast 13 m, was beim Rangieren im Wald durchaus unangenehm sein kann. Damit der neue Amarok nicht auch noch leichter aufsitzt als sein Vorgänger, wurde die Bodenfreiheit im Vergleich zum Vorgänger noch einmal um gute 2 cm erhöht. Das Fahrwerk ist etwas straffer als zuvor, aber auch potenter im Cargobetrieb: Die Nutzlast stieg um nicht weniger als 300 kg auf jetzt 1.160 kg – ein Quantensprung!
Der Innenraum – ein angenehmer Ort
Die Atmosphäre des Innenraums im getesteten Amarok PanAmericana ist eines der Highlights dieses Autos. Man fühlt sich auf Anhieb wohl – insbesondere auf den großartigen Sitzen vorne. Tolle Formgebung des Instrumententrägers, gute Geräuschdämmung, edle Materialien rundum, gute Bedienbarkeit – alles das trägt die Handschrift von VW. Es gibt immer noch Drehregler und physische Wippen für die wichtigsten Funktionen. Eine Ausnahme bildet hier vielleicht die Auswahl der sechs Fahrmodi „Normal“, „Eco“, „Rutschig“, „Sand“, „Schlamm/Spurrillen“, „Ladung/Anhänger“, die, wenn sie schon nur über den großen senkrecht stehenden Bildschirm zu aktivieren sind, wenigstens eine Art Merkfunktion für die nächste Fahrt bieten sollten.
Volle Assistenz
Für den Amarok 2024 kredenzt VW um die 30 Assistenzsysteme – inklusive automatische Distanzregelung ACC, intelligenter Geschwindigkeitsassistent, Parklenkassistent, Spurhalte- und sogar Spurwechselassistent. Woran wir uns sofort gewöhnt und was wir nicht wieder ausgeschaltet haben, ist der Abblendassistent in Verbindung mit dem IQ-Light der Scheinwerfer – etwas, was bei der Bauhöhe eines Pick-ups noch stärker ins Gewicht fällt als bei einer Limousine mit ihren niedriger positionierten Hauptleuchten. Genießen wird man weiters die übersichtliche Menüführung und die moderne Infotainment-Architektur am senkrechten 12,3-Zoll-Bildschirm, der sich fein in den Armaturenträger einfügt. Über ihn lassen sich auch Apple- und Android-Handys kabellos bedienen.
Alles in allem: Fans des alten Amarok sollten einen Nachfolger vorfinden, der sie vollauf zufriedenstellen wird – und zwar egal, ob im Revier oder auf der Langstrecke. Der V6-Turbodiesel war zwar nur schwer unter 10 l/100 km Durchschnittsverbrauch zu halten, aber er ist immerhin jetzt nicht mehr alternativlos: Der 4-Zylinder-Biturbo ist auch nicht schwach auf der Brust, verbraucht aber um einiges weniger.
Amarok PanAmericana V6 TDI 4MOTION
- 3 l-Turbodiesel, 6 Zyl., 240 PS, 600 Nm, 10-Gang-Automatik
- Preis: brutto 94.180 €, inkl. 2+3 Jahre Anschlussgarantie
- Verbrauch getestet (insges.): 10,2 l/100 km
- Zuladung: 1.160 kg
- Anhängelast gebremst: 3,5 t
- Highlights: Leder, Sitzheizung vorne, Lenkradheizung, Vordersitze elektr., Navi, LED-Beleuchtung, IQ-Light, Bergabfahrhilfe, Fahrmodi, viele Assis, Soundsystem „Harman Kardon“, Umgebungssicht „Area View“