Als John Jennings 1762 aufgrund der üppig vorhandenen Ressourcen Erz, Holz und Wasserkraft hier mit der Eisenverhüttung begann, waren die USA noch eine britische Kolonie “, zieht Micael Olsson, Verkaufsleiter von Forstprodukten bei Olofsfors AB, einen Zeitvergleich. „Und am Werksgelände wurde eine Schule für die Kinder der Werksangehörigen eingerichtet – noch vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Schweden.“ Diese Umsicht ist noch heute zu spüren. Die Eigendefinition des „grünen Stahlverarbeiters“ unterfüttert der Schwede etwa mit dem Hinweis darauf, dass man zu 90% recycelten Stahl einsetze, man für die Kühlung der gepressten oder geschweißten Formteile auf den Einsatz von Öl oder Polymeren verzichte, das dafür verwendete Flusswasser hingegen „das Werk sauberer verlässt, als es hereingekommen ist“.
Geballtes Stahlwissen
Groß geworden mit der Produktion von Wagen-, später Waggonrädern, aber auch Stahlketten für alle möglichen Anwendungen, stellt Olofsfors AB heute Traktionsbänder für Forstmaschinen sowie Gleitschutzketten her. Seit fünf Generationen ist die Unternehmerfamilie Wikström für die Umgebung ein Inbegriff für Fortschritt und Wohlstand der Kommune. „Anders Wikström ist sehr involviert in die Produktion und die Geschäftsvorgänge“, erklärt Fredric Haldammen, Chef für Forschung und Entwicklung des Stammwerkes bei Nordmaling. Über Jahrhunderte hat man die Behandlung des Stahls verfeinert. So ist man etwa stolz darauf, eine Methode entwickelt zu haben, die den Stahlteilen nach dem Härtungsprozess durch ein spezielles Nachglüh-Verfahren eine gewisse Flexibilität erhält.
Ein Werksrundgang
Schon beim Eintritt in die Werkshalle erhält meine Ahnung davon, unter welch enormen Kräften und mit welch hohen Temperaturen hier die Stahlkomponenten verpresst, geschweißt, gelasert und oberflächenveredelt werden. 2002 begann bei Olofsfors AB das Roboter-Zeitalter. Heute arbeiten etwa 40 kleinere bis riesige dieser Hochpräzisionsanlagen in den Werkshallen bei Nordmaling – manipulieren, platzieren und schweißen oft mit raschen, weit ausholenden Bewegungen. Die Anzahl der Beschäftigten ist seit der Zeit von knapp 170 auf heute 138 gesunken, der Output hat sich hingegen verdoppelt. Viel Wert legt Fredrik Haldammen auf Innovation. Ständig werden Quereisen mit veränderten Querschnitten getestet, Gelenkprofile optimiert, Linksysteme verfeinert. Kundenrückmeldungen seien für ihn auch eine wesentliche Quelle für Produktverbesserungen. „Das Werkzeug können wir seit einigen Jahren selbst herstellen. Das verkürzt die Testzyklen enorm, die Daten daraus stehen uns unmittelbar zur Verfügung“, freut sich der Entwicklungschef. Denn er müsse auf einige wichtige Trends in der Branche reagieren:
- Der Markt verlangt immer mehr nach Bändern – auch für Forstmaschinen der niedrigen Gewichtsklassen mit Reifenbreiten beginnend bei 400 mm.
- Die Bedeutung von 6-Radmaschinen nimmt langsam ab zugunsten von 8-Radmaschinen. In dieser Produktkategorie werden wiederum immer neue Radabstände bei den Bogie-Achsen eingesetzt.
- Bei den Bogie-Bändern werden die Ansprüche immer differenzierter: Traktion, feuchte und sensible Untergründe, eher erdige oder steinige Untergründe – freilich neben den Allroundern unter den Bandmodellen, die mehrere dieser Tugenden vereinen. Gemeinsam mit den „ECO-Tracks“ genannten Bogie-Bändern für etwa 24 Reifendimensionen ergibt das etwa 1300 unterschiedliche Produkte. Olofsfors bietet sogar schon einen Online-Konfigurator für seine Bänder, mit dem je nach Reifendimension und Anspruch das optimale Olofsfors-Band gefunden werden kann. Auch wenn Gleitschutzketten im Forst rückläufig seien, werde auch hier noch immer weiterentwickelt. Gerade eben habe man die neueste Kettengeneration vorgestellt, war in Olofsfors zu hören.
- Ein einfach zu bedienender manueller Kettenspanner mit gegenläufigem Gewinde wird ebenso demnächst vorgestellt werden wie ein Getriebespanner, der mit einem gängigen Schlagbohrer anzuziehen ist.
Internationales Firmengeflecht
Was einst als Stahlerzeuger mit Weiterverarbeitung an der beschaulichen Mündung des Flusses Leduån begann, ist heute zu einem weltweit agierenden Konzern mit Produktionsstätten in vier Ländern und weiteren Produktbereichen geworden: Verschleißstahl für die Straßenerhaltung und die Bauindus-trie, Spezialbewährungen für Baggerschaufeln. Dazu unterhält man eigene Verkaufsorganisationen in drei weiteren Ländern.
An die bescheidenen Anfänge erinnert das ursprüngliche Werksgelände mit seinen rostroten Holzgebäuden im typisch skandinavischen Stil gleich nebenan, das heute ein Museum ist. „Wir wollen nicht vergessen, wo wir hergekommen sind und was uns groß gemacht hat“, sagt Micael Olsson zuletzt.
Olofsfors AB
Gegründet: 1762
Mitarbeiter: 138
Jahresumsatz: 50 Mio. €
Geschäftsaktivitäten: in 50 Ländern
Produkte:
- Bogiebänder
- Radbänder
- Gleitschutzketten
- Sägeschwerter für Harvesteraggregate
- Werkzeuge und Ersatzteile
- Schneiden für Grader und Schneepflüge
- Verschleißschneiden und -profile für Baugeräte