Waldschutzsituation 2023

Borkenkäferschäden weiterhin dominant

Ein Artikel von Gottfried Steyrer, Thomas L. Cech, Bernhard Perny, Katharina Schwanda, Michael Tatzber, Gernot Hoch (BFW) | 06.06.2024 - 13:08

In Österreich werden Schädigungen im Wald im Rahmen der Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) durch das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) erhoben und basieren auf den Angaben der Bezirksforstdienste aus ganz Österreich. Die physiologische Schädigung steht im Fokus des Schätzverfahrens, ungeachtet einer folgenden Kalamitätsnutzung. 

Temperaturrekorde und hohe abiotische Schäden
2023 war laut GeoSphere Austria gleichauf mit 2018 das wärmste Jahr der Messgeschichte seit 1768. Die Temperatur übertraf das langjährige Mittel (1991-2020) um 1,3 °C, das Mittel der Periode 1961-1990 gar um 2,6 °C (www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klima-aktuell/klimamonitoring). Die wärmsten Monate waren September (+3,7 °C) und Oktober (+3,5 °C). Gleichzeitig sind beide Monate jeweils neue Monatsrekordhalter in der Messreihe. Abgesehen von April und Mai fielen alle Monate überdurchschnittlich warm aus, insbesondere die Wintermonate. 
Insgesamt gab es 2023 im langjährigen Vergleich (1991-2020) 17% mehr Niederschlag, auffällig waren jedoch ausgeprägte Gegensätze zwischen sehr trockenen und sehr nassen Regionen und Phasen. Sehr niederschlagsreich bilanzierten April, November und Dezember, extrem trocken waren September (am trockensten mit minus 52%), Juni und März. In Teilen Niederösterreichs und der Obersteiermark gab es auch ausgeglichene, zum Teil sogar trockene Verhältnisse. 
In Summe waren die Winter 2022/23 und 2023/24 sehr mild und ersterer auch größtenteils schneearm, dennoch fiel kurzfristig und in höheren Lagen viel Schnee. Nassschnee, große Neuschneemengen und Lawinen verursachten Schäden in der Höhe von 850.000 beziehungsweise 15.700 Vfm, ein Vielfaches der Vorjahresmenge. Schäden durch Sturm nahmen weniger stark (43%) zu, erreichten aber von hohem Vorjahresniveau ausgehend 2,7 Mio. Vfm. Bei beiden Faktoren waren besonders Regionen in der Steiermark, Kärnten und Niederösterreich betroffen, Schäden durch Sturm waren zusätzlich in Tirol und Salzburg häufig. Extreme Niederschlagsereignisse ließen auch die Schäden durch Muren auf 24.000 Vfm ansteigen. Insgesamt wurden 2023 durch abiotische Faktoren mehr als 3,5 Mio. Vfm geschädigt, was einem Plus von 76% und dem siebten Rang in der DWF-Zeitreihe entspricht.

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Selbst in hohen Lagen, wie in diesem Osttiroler Fichtenbestand auf 1600 m Seehöhe, haben sich 2023 zwei Buchdrucker-Generationen entwickeln können (Aufnahme Oktober 2023). © BFW

Situation bei Borkenkäfern
Seit 2022 ist ein neuerlicher Aufwärtstrend bei Schäden durch Borkenkäfer feststellbar. Wenn auch mit geringerer Anstiegsrate, so hielt dieser Trend auch 2023 an: Die DWF-Ergebnisse zeigten gesamtösterreichisch Schäden in der Höhe von 4,04 Mio. Vfm – das entspricht einer Zunahme um 8% gegenüber dem Vorjahr und dem dritthöchsten Wert in der DWF-Zeitreihe. 
Vor allem in südlichen und inneralpinen Regionen stiegen die Schäden, der Schwerpunkt der relativen Zunahme verlagerte sich jedoch von Osttirol in die Steiermark. Dort wurde von den Forstdiensten ein Anstieg um beinahe die Hälfte des Vorjahreswertes auf 964.000 Vfm (der dritthöchste Wert seit Vorliegen detaillierter Aufzeichnungen mit Ende der 1980er-Jahre) gemeldet. In Kärnten beliefen sich die Schäden auf 861.000 Vfm (+13%), weniger starke Zunahmen gegenüber 2022 wurden in Oberösterreich (+2 %, 324.000 Vfm) und Tirol (+3%) registriert. Tirol wies aber mit 1,32 Mio. Vfm nach wie vor die höchsten Borkenkäferschäden aller Bundesländer auf, wobei der allergrößte Teil der Schäden wiederum in Osttirol anfiel. Die Kalamität betrifft fichtenreiche Wälder vom Talboden bis an die obere Grenze des Fichtenwaldes und führt in den betroffenen steilen Lagen zu einem bedeutenden Verlust der Schutzwirkung des Waldes vor Naturgefahren. In Salzburg gab es nach einer einjährigen Verschlechterung wieder eine Abnahme der Schäden (–32 %, 192.000 Vfm). Weiterhin rückläufige Meldungen kamen aus Niederösterreich (–13%, 331.000 Vfm) sowie auf niedrigem Schadensniveau aus Vorarlberg (–30%, 28.000 Vfm) und dem Burgenland (–2%, 54.000 Vfm).
Aus 42% der Forstbezirke – 2022 waren es mehr als 70 % – wurden ansteigende Schadensmengen gemeldet. Am höchsten waren die Anstiege in den Forstbezirken Graz-Umgebung, Urfahr-Umgebung und Freistadt mit +270, +143 und +141%. Die absolut höchsten Schadensmengen gab es wieder in den Forstbezirken Osttirol (1,2 Mio. Vfm), Spittal an der Drau (476.000 Vfm) sowie Bruck-Mürzzuschlag (312.000 Vfm).
Die Buchdrucker beendeten, bedingt durch außergewöhnlich hohe Temperaturen im März, 2023 die Winterruhe sehr früh. In den Tallagen Osttirols wurden in der letzten Märzwoche Fangzahlen von mehr als 10.000 Stück/Falle gemeldet. Insgesamt ermöglichten die hohen Temperaturen eine rasche Entwicklung der Bruten mit drei Generationen in tieferen Lagen bis in die inneralpinen Täler sowie mit zwei Generationen auch in Lagen von 1.200 m Seehöhe und darüber.


Dem Fichtenanteil entsprechend wurden die meisten Schäden durch Fichtenborkenkäfer verursacht. Die Forstdienste meldeten Schäden in der Höhe von 3,72 Mio. Vfm (+7,4%) durch Buchdrucker (Ips typographus), das entspricht 92% der gesamten Schäden, sowie 228.000 Vfm (+12 %) durch Kupferstecher (Pityogenes chalcographus), die stärker in den nordöstlichen Regionen anfielen. 
Mit einem Plus von über 27% ist die Schadenszunahme bei den Kiefernborkenkäfern massiv höher und im Vergleich zum Vorjahr die Situation deutlich angespannter. In Summe meldeten die Forstdienste 54.000 Vfm von Borkenkäfern geschädigte Kiefern. Die Schäden durch den Sechszähnigen Kiefernborkenkäfer (Ips acuminatus) und den Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer (Ips sexdentatus) nahmen geringfügig zu, besonders hoch war das Plus (+62%) bei Schäden durch den Großen und Kleinen Waldgärtner (Tomicus piniperda, T. minor).
Die Zunahme der Schäden durch Tannenborkenkäfer (Pityokteines spp.) auf 15.500 Vfm um rund 8% war proportional zur Entwicklung der österreichweiten Schäden.
Nach einer Verdopplung der Schäden durch den Großen Lärchenborkenkäfer (Ips cembrae) blieb das Schadensniveau 2023 gleich (12.700 Vfm). Als Schwerpunkte wurden von den Forstdiensten neben Oberkärnten und Osttirol vor allem Regionen in der Osthälfte Österreichs sowie einzelne Gebiete in Oberösterreich und Vorarlberg gemeldet.
Auch wenn die Meldungen zum Auftreten des Großen Braunen Rüsselkäfers (Hylobius abietis) in Summe rückläufig waren, ist infolge der großen Schäden durch Sturm, Schnee oder Borkenkäfer verstärkt mit diesem Kulturschädling zu rechnen. In Gebieten mit derartigen Faktoren ist eine Zunahme der Rüsselkäferschäden an den Kulturen bereits evident.

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Borkenkäferschäden Österreich © BFW

Schädlinge an Blättern und Trieben
Neuerlich hat die Befallsfläche durch die Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis) zugenommen. Während in Teilen der Steiermark, Nieder- und Oberösterreichs der Befall intensiver wurde, hat die Intensität in Kärnten und Tirol abgenommen. 
Schädigungen an Lärchennadeln durch Lärchennadelknickläuse (Adelges spp., Sacchiphantes viridis) und die Lärchenminiermotte (Coleophora laricella) wurden in der DWF mit Schwerpunkten in Kärnten und der Steiermark ausgewiesen. Für Gesamtösterreich waren die Schäden rückläufig. Besonders auffällig war die Meldung eines regionalen Befalls durch den Grauen Lärchenwickler (Zeiraphera diniana) in den Forstbezirken Villach und St. Veit an der Glan.
Die Schadensfläche und die Befallsintensität, verursacht durch Tannentriebläuse (Dreyfusia spp.), blieben 2023 annähernd auf dem Vorjahresniveau. Wie schon in den letzten Jahren waren junge Tannen unabhängig von geografischer Lage oder ihrem Überschirmungsgrad stark betroffen. Ein Absterben der Wipfel bis ins Stangenholzstadium war weiter feststellbar.
Entgegen den Meldungen der Forstdienste über gleichbleibendes Schadensniveau wurde von Waldbesitzern 2023 verstärkt Fraß durch Grünrüssler beobachtet. Vor allem Kulturen und Jungwüchse von Eiche, Kirsche, Linde, Buche und Ahorn wurden durch Arten der Gattung Phyllobius oftmals kahlgefressen. Durch neuerlichen Austrieb der befressenen Pflanzen im Juni blieb die Schadwirkung gering. In tannenreichen Wäldern des Wienerwaldes und des Hügellandes im südlichen Niederösterreich sowie in Kärnten waren junge Tannen teilweise massiv durch den Fraß durch Fichtengrünrüssler (Polydrusus aeratus) betroffen. Aus Oberösterreich wurde auch an Douglasien Grünrüsslerfraß gemeldet. 
Gegenüber 2022 wurde ein Anstieg der Befallsfläche durch Maikäfer (Melolontha spp.) aus Vorarlberg, Kärnten und Oberösterreich gemeldet. Intensiver Flug des Junikäfers (Amphimallon solstitiale) sowie anderer kleinerer Blatthornkäfer-Arten war regional wieder wahrzunehmen.
An Eiche fressende Schmetterlingsarten gewannen lokal an Bedeutung. Ein kleinflächiger Anstieg des Schwammspinners (Lymantria dispar) wurde aus dem Weinviertel gemeldet. Das Auftreten von Frostspannerarten nahm in Teilen des Burgenlands sowie Ober- und Niederösterreichs zu. Nach einer zweijährigen Pause trat nahe St. Pölten wieder der Goldafter (Euproctis chrysorrhoea) in jenem Bereich auf, wo 2018 eine Massenvermehrung ihren Lauf nahm. An Kirschen waren starker Fraß und die typischen Nester zu finden. 
Stark abnehmend war die Befallsfläche durch den Buchenspringrüssler (Rhynchaenus fagi), nur aus Oberösterreich wurde kleinflächiger Befall gemeldet. 

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Kronensymptome, verursacht durch die Mycosphaerella-Lärchenschütte © BFW

Pilz- und Komplexkrankheiten
Verglichen mit dem Vorjahr wurde 2023 in ganz Österreich eine regional starke Zunahme an Fichtennadelpilzen (Rhizo­sphaera kalkhoffii, Lophodermium piceae) in der DWF beobachtet. Während der Fichtennadelrost (Chrysomyxa spp.) in alpinen Gebieten als zusätzlicher Schadfaktor an Fichtennadeln gilt, kam es in außeralpinen Gebieten zu einer auffälligen physiologischen Nadelschütte, die in Folge von Trockenheit und Wassermangel vermehrt beobachtet werden kann.
Ein milder Winter, nachfolgend feuchte Frühjahrswitterung und anhaltende Trockenheit in den Sommermonaten begünstigen bei der Kiefer das Auftreten mehrerer Schadfaktoren. Das Kiefernsterben aufgrund komplexer Ursachen sowie Auftreten des Kieferntriebsterbens, verursacht durch Sphaeropsis sapinea, waren weitgehend auf die Osthälfte Österreichs beschränkt und blieben in den vergangenen drei Jahren auf etwa gleich hohem Niveau, 2023 mit leichter Abnahme. Allerdings erfolgten auch vereinzelt Nachweise von Sphaeropsis sapinea in Teilen Westösterreichs. Bei der Kiefernschütte dokumentierten die Forstdienste zunehmende Schädigungen im Osten. In Summe nahm die Befallsfläche jedoch ab. Neben Lophodermium seditiosum wurden aus dem Alpenraum bis in den Westen Österreichs der Erreger der Lecanosticta-Nadelbräune, Lecanosticta acicola, sowie der Erreger der Dothistroma-Nadelbräune, Dothistroma sp., nachgewiesen.
Die Tannennadelbräune (Rhizoctonia parasitica) war häufig in Kulturen und Jungwüchsen zu finden. Massives Auftreten wurde aus verschiedenen Regionen – mit Ausnahme von Westösterreich – erfasst. Lokal wurde verstärktes Auftreten des Tannenkrebses (Melampsorella caryophyllacearum) an jungen Tannen in Form von He-xenbesen vor allem in der Steiermark, in Salzburg und Niederösterreich gefunden.
Witterungsbedingt kam es in Teilen Kärntens zu verstärktem Auftreten von Lärchennadelpilzen, die an Bedeutung und Schadensfläche zunahmen. Lokal wurde ein Auftreten der Mycosphaerella-Lärchenschütte (Mycosphaerella laricina) gemeldet (Lungau). 

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Absterbende Zirbe (Pinus cembra) mit Fächermyzel von Hallimasch (Armillaria ostoyae) © BFW

Schäden an Buchen wurden 2023 im Zusammenhang mit abiotischen Einflüssen dokumentiert. Vor allem ein vorzeitiges Verbräunen der Blätter infolge der Trockenheit war in Ostösterreich zu beobachten. Das Auftreten des Buchenzweigkrebses (Neonectria ditissima), der vor allem in niederschlagsarmen Gebieten von Bedeutung ist, nahm zu. Dieser primär als Wundparasit bekannte Pilz nutzt Verletzungen, die im Zuge von Stürmen und Hagel entstehen. Dabei sollte das Infektionspotenzial durch infizierte Altbäume für die Naturverjüngung nicht unterschätzt werden.
Wurzelfäule an Eichen trat im vergangenen Jahr vermehrt im Osten Österreichs in Gebieten, die besonders von Hitze und Trockenperioden betroffen waren, auf. An den bereits in der Krone geschädigten Eichen wurden bedeutende Weißfäuleerreger an der Stammbasis nachgewiesen: Spindeliger Rübling (Gymnopus fusipes), Tropfender Schillerporling (Inonotus dryadeus) sowie Hallimasch-Arten (Armillaria spp.). Auch der Glänzende Lackporling (Ganoderma lucidum), ein Braunfäuleerreger, wurde dokumentiert. Hallimasch-Arten traten in Laub- und Nadelholzbeständen zunehmend als Schwächeparasiten auf. Eine der wichtigsten Ursachen für das vermehrte Auftreten waren abiotische Stressereignisse in Form von Wassermangel. Hallimasch-Arten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Pathogenität und damit einhergehender Krankheitsintensität, alle Arten können jedoch als Schwächeparasiten bei entsprechender Prädisposition der Wirtsbäume einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit des Bestandes haben. Besonders durch Triebsterben geschwächte Eschen waren vom Auftreten verschiedener Hallimasch-Arten betroffen.

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Gespinstnest und Fraßspuren der winteraktiven Pinienprozessionsspinner-Raupen im Befallsgebiet Dobratsch, Kärnten. © BFW

Invasive Schadorganismen
Die Amerikanische Eichennetzwanze (Corythucha arcuata) befindet sich weiterhin in Expansion, was sich auch in den Meldungen aus den südöstlichen Forstbezirken widerspiegelt. Im Laufe des Sommers zeichneten sich die Blattschäden deutlich ab. Auch in Niederösterreich nahm die Befallsfläche zu, aufgrund der noch unauffälligen Dichte wurden dort keine Schäden gemeldet.
Der 2016 erstmals in Österreich in Massenvermehrung beobachtete, in den Südalpen aber heimische Pinienprozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) hat sich im Befallsgebiet an der Südseite des Dobratsch in Kärnten etabliert. Nach einigen Jahren in unauffälliger Dichte nahm der Befall 2023 wieder stark zu und weitete sich auf eine Fläche von mehr als 1.500 ha aus. Im Winter 2023/24 waren auch zahlreiche Gespinstnester in den zuvor befallsfreien Tallagen zu beobachten. 
Wie schon im Vorjahr zeichnete sich 2023 eine deutliche Zunahme der Rußrindenkrankheit des Ahorns (Cryptostroma corticale) vor allem in städtischen Bereichen ab. Besonders drastisch waren die Beobachtungen von raschem Verlauf zwischen der Bildung der ersten Sporenlager im Stammbereich bis zum Absterben des Baumes.
Die Intensität des durch den Erreger Hymenoscyphus fraxineus bedingten Eschentriebsterbens in den Hauptverbreitungsgebieten der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) ist nach wie vor bedeutend. 2023 meldeten die Forstdienste eine Schadensfläche von etwa 28.000 ha über das gesamte Bundesgebiet.
Bei regional unterschiedlichen Trends nahm das Ulmensterben (Ophiostoma novo-ulmi) österreichweit jedoch deutlich zu, besonders in nördlichen außeralpinen und südlichen Gebieten sowie in Vorarlberg.

Bioindikatornetz 2023
Rund 80% der Schwefelanalysen der Probenahme aus dem Herbst 2023 sind bislang abgeschlossen. Derzeit liegen die Grenzwertüberschreitungen im seit 1985 beprobten (verdichteten) Netz 85 anteilsmäßig bei rund 2,0%. Damit ist zu erwarten, dass das Gesamtergebnis an Grenzwertüberschreitungen niedriger als 2022 (4,2%) sein wird. 

Ausblick 2024
Der Trend wieder steigender Borkenkäferschäden setzte sich 2023 fort. Die Käferschadholzmenge stieg um 8 % an und erreichte den dritthöchsten Wert in Österreich. Die Dynamik in den Schwerpunktgebieten Osttirol und Oberkärnten ist nach wie vor hoch, in den nördlichen Kalkalpen wurde sie weiter angeheizt. Nicht aufgearbeitete Windwürfe und insbesondere die Schneebrüche vom Dezember 2023 stellen reichlich geeignetes Brutmaterial zur Verfügung. Die hohen Temperaturen erlauben auch in hohen Lagen einen raschen Populationsaufbau durch mehrere Generationen im Jahr, in den tiefen Lagen kommt der Einfluss von Trockenheit verschärfend dazu.
2024 ist mit extrem hohen Temperaturen und regional mit wenig Niederschlag gestartet. Die Föhnstürme zu Ostern sorgten für erheblichen, zusätzlichen Schadholzanfall, der zu einer Verschärfung der Forstschutzsituation beiträgt. Wieder wird also die Witterung in der frühen Vegetationsperiode einen wichtigen Einfluss auf die Borkenkäfersituation in der ersten Jahreshälfte haben. Der Entzug von Brutmaterial und die Reduktion der Borkenkäferpopulation sind die wichtigsten Hebel des Borkenkäfermanagements. In Wäldern mit überschaubarer Borkenkäferdynamik möglichst „sauber“ in die Saison zu starten, das einsetzende Schwärmen der Käfer zu verfolgen und potenziellen Neubefall aufzuspüren, ist anzustreben. Bei der Aufarbeitung der Sturmschäden sollte besonderes Augenmerk auf kleine Schadflächen gelegt werden. In den am stärksten betroffenen Käfergebieten ist zusätzlich eine Priorisierung der nötigen Aufarbeitungsarbeiten und Bekämpfungsmaßnahmen in Abstimmung mit der Forstbehörde und der Forstberatung der Landwirtschaftskammern sinnvoll und erforderlich.