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Im Klimawandel entscheidend sind Herkunft und Qualität des Ausgangsmaterials. © A. Russold, Foto Freisinger

Christoph Hartleitner, LIECO

Mit Schirm, Charme und Containerpflanzen

Ein Artikel von Robert Spannlang | 04.03.2019 - 10:50
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Christoph Hartleitner hat bei LIECO Geschäftsführung und Verkaufsleitung inne. © A. Russold, Foto Freisinger

Wer hierzulande Anbieter von Forstpflanzen sucht, wird eher früher denn später an LIECO verwiesen. Das vor bald 35 Jahren von der Stiftung Fürst Liechtenstein gegründete Unternehmen hat sich zum Marktführer der Branche emporgearbeitet und gilt als forschungsfreudiger Produzent forstlichen Pflanzmaterials. Mittlerweile vertrauen zahlreiche Kunden in Deutschland auf die Qualität der Forst Containerpflanzen von LIECO. So werden mehr als 1 Mio. Stück in Deutschland jährlich verkauft. Weitere Absatzländer sind die Schweiz, Slowenien und Rumänien – Tendenz in allen Ländern steigend.

Herr Hartleitner, mit Ihrem Unternehmen sind Sie als Forstpflanzen-Lieferant eine Fixgröße, auch über die Landesgrenzen hinaus. Was ist Ihr Erfolgsrezept als Unternehmer?
Unser Erfolgsrezept ist die Qualität unserer Forst-Containerpflanzen. Wir haben es geschafft, mit unserem System für eine erfolgreiche Aufforstung ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt zu entwickeln. Daraus ergibt sich ein erhöhter Kundennutzen. Ein weiterer Erfolgsgarant ist der Teamgeist und die jahrzehntelange Erfahrung bei Containerpflanzen. Wir stehen mit unseren Kunden in sehr enger Verbindung und versuchen, die Anforderungen und Bedürfnisse bestmöglich in unsere Produktion einfließen zu lassen. Unser Eigentümer denkt in Generationen und ist bestrebt, die Geschäftsfelder langfristig und kontinuierlich zu entwickeln.

Trockenheit und Schneebrüche: Was kann LIECO leidgeprüften Waldbewirtschaftern anbieten?
Vor allem Planungssicherheit. Mit unseren Pflanzen ist der Waldbesitzer flexibler beim Aufforstungszeitpunkt und in der gesamten Logistik. Die Überlebensraten bei vermehrter Trockenheit sind hoch und Nachbesserungen und damit der Pflegeaufwand gering.

In manchen Forstkreisen wird der Ruf nach naturnaher Waldwirtschaft beziehungsweise Dauerwaldbewirtschaftung immer lauter. Können Sie dem etwas abgewinnen?
Wo der Ausgangsbestand passt und die Betriebsziele damit erreicht werden, finde ich es vernünftig, die Naturverjüngung zu forcieren. Die heutigen Bestände wurden aber vielfach aus Schneesaaten begründet und die Herkunft des Saatgutes ist oftmals nicht bekannt. Wir wissen, dass sehr häufig „falsche“ Herkünfte in den Wäldern vorzufinden sind. Sie sind genetisch an die jeweiligen Standorte nicht angepasst. Diese Bestände sind daher oftmals gestresst und deutlich anfälliger gegenüber Schadinsekten, beziehungsweise die Stammformen sind minderer Qualität. In Zeiten der CO2-Diskussion und des Ausbaus von Bioökonomie müssen wir uns Gedanken machen, wie wir zukünftig die Ressourcen bereitstellen können. Deshalb sollte die Forstwirtschaft die Produktion intensivieren. Hier sehe ich einen Widerspruch zum Dauerwaldgedanken, aber in gebirgigen Lagen ist so keine effiziente Forstwirtschaft möglich.

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LIECO-Containerpflanzen: Qualität als Schlüssel zum Erfolg © LIECO

„Gesetzte Bäume werden von den Käfern noch lieber befallen“, heißt es. Stimmt das?
Wissenschaftlich sind mir hier keinerlei Studien bekannt – und wenn es diese geben würde, wäre ich einigermaßen überrascht. Denn die allerwenigsten Betriebe besitzen Aufzeichnungen über 40 Jahre hinaus, um überhaupt prüfen zu können, welcher Baum wann gesetzt oder naturverjüngt, geschweige denn, welche Herkunft verwendet wurde. Insofern fällt das in die Kategorie „Försterlatein“.

Was raten Sie Waldbesitzern etwa aus den östlichen und nördlichen Regionen Österreichs, die händeringend nach Alternativen zur Fichte suchen?
Die richtige Baumartenwahl, Genetik, Herkunft und Bewirtschaftung entscheiden über Qualität, Stabilität und Vitalität unserer Bestände und somit auch über den Holzerlös. In der Landwirtschaft ist längst bekannt, dass durch züchterische Maßnahmen gewisse Eigenschaften von Pflanzen selektiert werden können. Bei den Bäumen ist das auch möglich und wird auch in einigen Ländern bereits umgesetzt. Hier hat Österreich einen Aufholbedarf. Ich würde auf keinen Fall auf Nadelholz verzichten und – wo es die Standorte hergeben – auch mit Fichte wirtschaften. Zur Risikostreuung ist eine Mischung aus drei bis vier Baumarten am jeweiligen Standort zu empfehlen. In der Bewirtschaftung ist eine rasche Stammzahlreduktion beziehungsweise Durchforstung in der Jugend unerlässlich – Bäume brauchen ihren Platz. Reduzierung der Umtriebszeiten senkt sofort das Risiko eines Schadens. Wenn diese Faktoren berücksichtigt werden und Gelder in die Forschung für verbessertes Ausgangsmaterial fließen, werden unsere Enkelkinder von klimafitten Beständen profitieren.

Wie sieht es aus Ihrer Sicht mit der resistenten Esche aus? Wann wird sie bei Ihnen erhältlich sein?
Die Forschungen bei der Esche am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) sind sehr vielversprechend, und nach aktuellem Wissensstand können wir davon ausgehen, dass diese Baumart wieder einmal zur Verfügung stehen wird. Gewisse Individuen und deren Nachkommen weisen eine hohe Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben auf. Aber die Resistenzprüfungen des BFW laufen noch ein paar Jahre, und anschließend müssen die besten Bäume noch vermehrt und in Samenplantagen zusammengestellt werden. Aufgrund dieses Prozesses dauert es noch etwas, bis resistentes Saat- und Pflanzgut in den Handel kommt.

Was halten Sie von der Etablierung etwa der Douglasie, Küstentanne, Roteiche, Schwarznuss oder des Götterbaums in unserer Region?
Prinzipiell haben diese Baumarten ein enormes Potenzial und sind teilweise den heimischen Baumarten überlegen. Wir beobachten aktuell eine Zunahme an Mischbaumarten. Zuerst muss man sich aber Gedanken machen, für welche Standorte diese überhaupt geeignet sind. Sehr häufig werden diese Baumarten auf falschen Standorten gesetzt, und dann ist die Enttäuschung groß, wenn sie dort nicht zufriedenstellend wachsen oder gar ausfallen. In den gebirgigen Lagen Österreichs über 1.000 Höhenmetern haben wir keine Alternativen zu Fichte, Lärche, Tanne und Buche derzeit.

Dem Thema Saatgutplantagen und Züchtung muss in Österreich in Zukunft ein erhöhter Stellenwert eingeräumt werden. Hier haben wir Nachholbedarf.



Importieren Sie selbst Saatgut?
Wir produzieren neben Österreich aktuell für Deutschland, Tschechien, die Schweiz, Slowenien und Rumänien. Natürlich beziehen wir – gemäß den länderweise gültigen forstlichen Vermehrungsgutgesetzen – empfohlenes Saatgut aus den jeweiligen Ländern. Zum Teil wird Saatgut aus anderen Ländern für unsere Breitengrade bevorzugt empfohlen (z.B. Tanne aus Rumänien). Douglasiensaatgut bekommen wir teilweise auch aus Amerika. Zukünftig wird es vermutlich zu länderübergreifenden Herkunftsgebieten kommen, da es durch die Klimaerwärmung und die damit längere Vegetationszeit zu Verschiebungen kommen wird.

Wie wichtig ist das Thema „Forschung“ für LIECO, und welche Partner gibt es hier?
Wir haben die Möglichkeiten und Netzwerke, uns im Ausland Wissen anzueignen. Österreich hat im Vergleich zu anderen Ländern hier Aufholbedarf. Saatgutplantagen und Züchtung muss in Zukunft ein erhöhter Stellenwert eingeräumt werden. In Zeiten der CO2-Diskussion und des Ausbaus von Bioökonomie müssen wir uns Gedanken machen, wie wir künftig die Ressourcen bereitstellen können. In Österreich ist das BFW die erste Adresse für unsere Zusammenarbeit im forstlichen Bereich. Wir arbeiten aber auch mit dem Holzcluster in der Steiermark und verschiedenen anderen Institutionen und Projektpartnern im In- und Ausland zusammen. Wir werden auch weiterhin unser System ständig weiterentwickeln, um den Anforderungen und Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden.