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Kein Selbstläufer: Der Auszug des Windenseils bleibt dem Waldarbeiter in keinem Fall erspart. Eine aktive Seilausspulung hilft aber. © R. Spannlang/Forstzeitung

Seilwinde Holzknecht HS 77

Holzknechte unter sich

Ein Artikel von Robert Spannlang (bearbeitet für forstzeitung.at) | 10.01.2023 - 09:27

„Ich propagiere seilwindenunterstütztes Baumfällen. Das ist präzise, materialschonend – und vor allem: sicher. Bei Dauerwald- oder Mischwaldbewirtschaftung und Einzelstammnutzung ist diese Methode unabdingbar.“ Wenn Franz Aigner über Vorgänge rund um das Baumfällen spricht, denkt er speziell an Best Practice-Methoden, die der Arbeitsrealität der nächsten Generation von Forstfacharbeitern gerecht werden sollen: Als Forstpraxis-Lehrer bildet er Schüler im 115 ha-Lehrforst der Agrargenossenschaft Uttendorf aus. „Die Schüler werden von Jahr zu Jahr mehr, die Lehrpersonen werden eher weniger“, merkt er an. „Ich selbst tue, was ich kann.“ Immerhin hat der Waldbauer seine eigenen („und ein paar benachbarte“) Waldflächen zu betreuen und betreibt mit vier weiteren Teilhabern eine 900 MW-Biomasseanlage.

Zurück zum Ursprung
Was seine Seilwinde betrifft, so ist er zu jenem Hersteller zurückgekehrt, von dem er 1987 seine erste Winde gekauft hat: Holzknecht. Zwischendurch hatte er einmal ein anderes Fabrikat aus Slowenien, „weil die nach dem extremen Windwurf 2008 sofort lieferfähig waren.“ Diese hätten durchaus ihre Vorteile gehabt. An der Holzknecht HS 77 schätzt er aber die robuste Bauweise und die fein dosierbare Proportionalbremse. Dabei handle es sich um eine Bandbremse mit Feinsteuerung. „Das ist sehr vorteilhaft, wenn ich etwa bei einem im Kronenraum hängenden Baum die Spannung am Zugseil langsam reduzieren möchte. Jedes ruckartige Nachlassen am Zugseil kann Schäden am gefällten Baum oder am verbleibenden Bestand verursachen – und auch für den Bediener unangenehm werden. Das hat Holzknecht gut gelöst“, merkt Franz Aigner an.

Ich propagiere seilwinden-unterstütztes Baumfällen. Das ist präzise, materialschonend – und vor allem: sicher!


Franz Aigner, Fachlehrer für Forstpraxis

Außerdem ließe sich die gesamte Funktionalität der 7,7 t-Winde sehr gut über Funksteuerung in die Peripherie des vorhandenen Valtra-Forsttraktors integrieren. Die Winde kann er nicht nur hinten, sondern mit einem Umkehrgetriebe auch vorne am Traktor montieren. Unter anderem hier komme das Klappschild ins Spiel, so der ausgebildete Forstwirtschaftsmeister: Sie könne nämlich unterschiedliche Anbauhöhen der Seilwinde ausgleichen. „Die Kraft der Zapfwelle kann dabei immer im optimalen Winkel übertragen werden. In seiner Seilwinden-Mittelklasse bietet Holzknecht diese einfache, aber sehr sinnvolle Einrichtung jetzt auch an“, betont Franz Aigner. Und schließlich habe er mit Maschinenhandel Mauch, Burgkirchen, eine kompetente Werkstatt unter anderem für seine Holzknecht-Seilwinde in seiner Nähe. „Das ist auch immer ein Entscheidungskriterium beim Kauf einer Maschine“, lächelt er.

Normgerecht – ebenso eine Sicherheitsfrage
Seit jeher ist man bei Holzknecht darauf bedacht, bei den Seilwinden nur normgeprüfte Komponenten zu verbauen. Seit 2020 gibt es eine neue Norm, wonach Seilausstoß und Einzug am Funk und am Traktor selbst über getrennte Bedienelemente steuerbar sein müssen. Dies ist bei dem vor zwei Jahren erworbenen Exemplar der Holzknecht HS 77 bereits der Fall. „Gut ist auch, dass meine Winde auch über den Traktor manuell bedienbar ist. Es kann immer einmal der Fall eintreten, dass der Funk ausfällt“, geht der Oberösterreicher gern auf Nummer sicher.

Die Kraft von Winde und Rolle
Wichtiges Utensil bei der „Königsbrunner Anschlagtechnik“ bei Franz Aigner ist eine mehrfach teleskopierbare Aluminiumstange mit endständigem Doppelhaken, mit dem er ein dickes Textilseil an dem zu fällenden Baum in etwa fünf Meter Höhe verankert. Dann führt er das andere Ende des Seils über eine Umlenkrolle, die an einem Baumanker in Fallrichtung ebenso weit entfernt befestigt ist, und verbindet es mit dem Windenseil.  „Das ist auch der Grund, warum ich auf meiner Winde 100 m Seil drauf habe, was man beim konventionellen Zuzug ja nicht braucht“, bestätigt der Forstpraxis-Lehrer. Dann startet er seine Motorsäge, schneidet eine präzise Fallkerbe, indem er mithilfe von Stäbchen zu beiden Seiten des Stammes die Kerbscheitelpunkte markiert, setzt auf der Stammrückseite einen Schnitt und etwa 10 cm höher durch die Stammmitte einen weiteren. Seitlich wird ein stabilisierender Fällkeil eingeschlagen. „Bis jetzt steht der Baum noch völlig sicher“, betont er. Dann stellt er die Säge ab, tritt aus dem Gefahrenbereich und betätigt über Funk den Windeneinzug. Sogleich gleitet die Fichte in Richtung Umlenkrolle zu Boden, während der Schnee aus den Kronen wie weißer Staub zu Boden rieselt.

Diese Technik der Seilfällung habe er in Bayern kennengelernt und für seine Zwecke adaptiert. „Ich finde, jeder sollte einen Seilwindenkurs machen – genauso, wie man einen Motorsägenkurs macht“, bestätigt Franz Aigner. Immer wieder habe er von Unfällen gerade mit funkgesteuerten Winden erfahren. „Mit einfachen Sicherheitsmaßnahmen ist so manche Gefahr gebannt“, so sein Resümee. Dann startet er seine Motorsäge wieder. Wenige Minuten später hat er den Baum entastet, die Blochlängen am Stamm markiert und den Stamm mit der Seilwinde an die Forststraße verbracht. „Aber meine Holzknecht-Seilwinde kann eben mehr als das“, sagt er lächelnd.

Maschinenausstattung FWM Franz Aigner

  • Seilwinde Holzknecht HS 77
  • Traktor Valtra N-103.4
  • Forstanhänger Kronos 120 und Kran 5000
  • Woodcracker Spaltzange 800
  • Motorsägen Husqvarna 550, 560, 576
  • Motorsäge Stihl 261, 462
  • Gemeinschaftlich: 3 Brantner 18T  Kipper, Binderberger Liegendspalter 30T, Schneidkombination Posch, Spaltfix S360

Leistungsdaten Seilwinde Holzknecht HS 77

  • Zugkraft: 7,7 t unterste Seillage 5,5 t oberste Seillage
  • Durchmesser Stahlseil: 12 mm
  • Maximale Seillänge: 100 m
  • Seilgeschwindigkeit: 25 m/Min.
  • Höhe des Seileinlaufs: 1,35 m
  • Schildbreite: 1,9 m
  • Gewicht: 540 kg
  • Leistung Trägerfahrzug: min. 45 kW