SOMATISCHE EMBRYOGENESE 

Geeignetes Forstsaatgut trotz Klimawandel

Ein Artikel von Dagmar Holley (für Forstzeitung.at bearbeitet) | 05.08.2021 - 10:35

Angesichts des Klimawandels dauert die traditionelle Züchtung von Forstpflanzen zu lange. Um sich an die schnell wandelnden Bedingungen anzupassen, große Schadflächen zu vermeiden und den klimafitten Waldumbau voranzutreiben, ist die Versorgung mit geeigneten Baumsamen entscheidend. Viele Mischbaumarten weisen allerdings nur geringe Samenerträge und bilden unregelmäßig Samen aus.

Das neue Pilotprojekt SpruceSEA (Spruce Somatic Embryogenesis Application Austria) soll dabei helfen, der Forstpraxis schneller an den Klimawandel angepasste Forstpflanzen zur Verfügung zu stellen, als das bisher möglich war. Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat sich dafür mit dem österreichischen Forstpflanzenproduzenten Lieco und dem schwedischen Biotech-Unternehmen Swetree zusammengetan.

Um die wertvollen genetischen Ressourcen zu bewahren, setzt man auf die somatische Embryogenese (SE). Dabei wird der Keim aus den Samen entnommen und im Labor vermehrt. Aus geringen Mengen von besonders wertvollem Saatgut kann so eine große Anzahl an Jungpflanzen gewonnen werden. Diese Art der Pflanzenvermehrung wurde 1957 entwickelt und ist seitdem aus der Züchtung und Vermehrung von Zier- und Nutzpflanzen nicht wegzudenken. Für Baumarten ist die Methode seit langem erprobt, hat bisher aber nicht den Weg in eine breitere Anwendung gefunden. „Der steigende Bedarf an klimafittem Forstpflanzen erfordert neue Verfahren der Pflanzenproduktion“, so Lieco-Geschäftsführer Christoph Hartleitner. „Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnten SE-Setzlinge in Zukunft in größerem Umfang im Wald eingesetzt werden, um unsere Wälder ertragreich und klimafit zu machen, und damit einen Nutzen für die gesamte Wertschöpfungskette und die Gesellschaft zu stiften“, ergänzt Lieco-Gruppengeschäftsführer Oliver Hilpold.

Im Pilotprojekt wird die Anwendung nun für heimische Baumarten wie die Fichte getestet. So wird vorausgewähltes, vitales und wuchskräftiges Saatgut vermehrt und als Containerpflanzen herangezogen. „Für die Produktion dieser SE-Fichtensetzlinge im kommerziellen Maßstab hat Swetree gerade eine automatisierte Pilotanlage fertiggestellt, die nun ein Jahr lang getestet wird“, erklärt Christofer Rhén, Geschäftsführer von Swetree. Wenn die Pilotanlage die Anforderungen erfüllt, kann die Anlage erweitert und damit zwischen 2 und 20 Millionen Setzlinge pro Jahr produziert werden, die an Kunden wie Lieco geliefert werden können.