Der ESA Satellit Biomass wird in einer Höhe von 666 m und ausgestattet mit einer 12 m langen Antenne in den nächsten Jahren die Wälder der Erde sechsmal kartieren © ESA
Der 1250 kg schwere Satellit wurde in die Nutzlastverkleidung der Vega-C-Rakete eingebracht. Diese schützt ihn auf dem Weg durch die Erdatmosphäre. In den kommenden fünfeinhalb Jahren wird er die Erde sechsmal vollständig vermessen. Die Entwicklung des Satelliten dauerte 20 Jahre, gebaut wurde er vom Luft- und Raumfahrtunternehmen Airbus.
Biomass ist die erste Earth-Explorer-Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA mit Sitz in Darmstadt, die ein P-Band-Radar mit synthetischer Apertur (SAR) ins All bringt. Diese Technologie ermöglicht es erstmals, selbst dichte Baumkronen zu durchdringen und die holzigen Teile von Bäumen – Stämme, Äste und Kronengerüste – präzise zu erfassen. Der Satellit liefert damit essenzielle Informationen über die globalen Kohlenstoffvorräte. Ziel ist es laut ESA, zentrale Wissenslücken im globalen Kohlenstoffkreislauf zu schließen und die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen, Abholzung, Degradation und natürlicher Regeneration besser zu verstehen. Neun Monate benötigt „Biomass“, um alle Wälder der Erde zu kartieren.
Die Mission reiht sich in ein wachsendes Netzwerk satellitengestützter Waldbeobachtung ein. Ergänzt wird sie durch die US-indische Mission NISAR (L-Band-Radar), das GEDI-Lidar-System der NASA an Bord der ISS, die Copernicus Sentinel-1 C-Band-Radarmission sowie weitere geplante Satelliten. Gemeinsam ermöglichen sie eine bislang unerreichte globale Überwachung der Waldökosysteme.
Im Rahmen des ESA-Programms „Climate Change Initiative“ nutzt das Biomass-Projekt langfristige Datensätze aus diesen Quellen, um ein konsistentes Bild des weltweiten Waldzustands und der jährlichen Biomasseveränderungen zu erstellen. Diese Informationen fließen in Klimamodelle ein und tragen dazu bei, zukünftige Entwicklungen des Klimas zuverlässiger vorherzusagen, heißt es weiter.
Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt die Validierung der Satellitendaten durch Bodenmessungen unverzichtbar – vor allem in tropischen Regionen mit hoher Biodiversität. Hier kommen internationale Netzwerke wie GEO-TREES ins Spiel: Sie unterstützen langfristige, aufwändige Feldarbeit durch Forstwissenschaftler, Botaniker und Techniker vor Ort. Professor Oliver Phillips von der Universität Leeds betont: „Selbst das beste Radar kann ohne Bodenreferenz nicht zwischen einem Mahagonibaum und einem Paranussbaum unterscheiden – und allein im Amazonas wachsen über 10.000 verschiedene Baumarten.